Wagrain ist ein kleines, feines Ski-Gebiet im Salzburger Land. Um den immer schneeärmeren Wintern zu begegnen, baute sich der Ort einen Bikepark. Glücksgriff: Die Liebe verschlug Whistler-Bikepark-Spezialist Jason Roe hierher. Kein Wunder, dass sich der Kanadier für einen feschen Park einsetzte. Er engagierte die renommierte Trailbau-Firma Gravity Logic aus Whistler. Sein anfänglicher Plan ("Wir bauen ein österreichisches Whistler") wurde durch Umweltauflagen, Probleme mit Landbesitzern und fehlende Lobby gehemmt.

FREERIDE Magazin Besser geht kaum: Bilderbuch-Holzanlieger in Wagrain. Leichte Einfahrt, volles Steilwandgefühl, optionaler Drop-off mit Landung. Dieses Feature sollte man als Bausatz für alle Bikeparks anbieten.
Die Strecken
Eine schnelle Gondelbahn shuttelt zur Mittelstation hinauf und bietet zirka 300 Höhenmeter zum Abfahren. Im Grunde gibt es nur eine Hauptstrecke, die "Symphony"-Brechsandbahn. Sie ist wetterfest und schwingt sich durch den Wald den Berg hinunter mit Tablesprüngen, Anliegern und einigen guten und weniger guten Stunts (z. B.HolzStepup-Gerüst) und Sprüngen. Hier steht auch der tolle Holzanlieger (Foto), der nicht besser gebaut sein könnte. Während die obere Strecke problemlos zu fahren ist, verlangt der untere Teil mit seinen Jumps mehr Erfahrung, will man den Schwung nicht verlieren. Auf "Symphony" braucht man kaum Federweg und schon gar kein Big Bike.
Anders auf den Nebenstrecken. Sie wirken im Vergleich zur Hauptstrecke unattraktiv. Das liegt an ihrem schlechten Zustand und am Old-School-Charakter der Stunts. Northshore-Skinnies mit stumpfer Landung im Wurzelteppich, tiefe Matschlöcher, hakelige Streckenführung: Spaßfrei, vor allem bei Nässe – und die Feuchtigkeit hält sich hier lange! Diese Nebenstrecken verlangen eine umfassende Renovierung, die auch bereits geplant ist.

Dimitri Lehner "Go big or go to hospital": Der 5-Meter-Drop am Wildkogel. Fairerweise muss man sagen, dass dieser Stunt für Profis gebaut wurde. Weniger hohe sollen folgen. Gegen krasse Stunts ist nichts einzuwenden, solange genug mildere Angebote vorhanden sind.
Die Hauptsstrecke wirdspätestens nach einem Tag fad. Das wird sich mit den neuen Strecken – designt von den Whistler-Profis – hoffentlich ändern. Angedacht ist ein Trail von einem Kilometer Länge nach dem Vorbild "Crank it up" in Whistler. Ebenso in Vorbereitung: ein 8 Kilometer langer Supertrail vom Berggipfel aus. Doch das sind noch ungelegte Eier. Pfiffig: der kleine Slopestylepark nahe der Talstation. Hier kann man sich austoben, auch wenn der Lift schon steht. Zudem enden die Trails dort und ermöglichen eine Trick-Session. Es gibt eine gut dimensionierte 3er-Drop-Batterie mit Höhen von 1 bis 2,5 Meter. Leider führt die Anfahrt holprig über Wurzeln. Die etwas unscheinbar am Rand im Graben gelegene Holzwelle macht Spaß. Genauso die Holzschräge,der bei unserem Besuch allerdings die Landung fehlte – jetzt soll sie da sein. Kurzum: Man wünscht sich, dass der Input der Whistler-Experten in Wagrain noch deutlicher spürbar wird. Erst dann wäre Wagrain eine schlagkräftige Alternative zu Leogang.
Informationen zum Bikepark Wagrain:
- Strecken: 1 Hauptstrecke, 5 Varianten
- Lift: Gondel
- Saisonbeginn: Juni
- Öffnungszeiten: 9.00-17.00 Uhr
- Tageskarte Erw.: 31 Euro
- Bikeverleih: ja
- Fahrtechnikschule: ja
- Infotelefon: +43 (0)641382380
- E-Mail: info@bikewagrain.com
Entfernungen:
- Stuttgart 4,5 Stunden
- München 2 Stunden
- Frankfurt 6 Stunden
- Berlin 8 Stunden
- Innsbruck 2,5 Stunden
- Basel 6,5 Stunden
Einsatzbereiche |
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Freeride |
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Slopestyle |
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Downhill |
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Schwierigkeit |
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Anfänger |
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Fortgeschrittene |
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Könner |
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Gesamtwertung: 7 von 10 möglichen Punkten
Die Streckenvielfalt soll sich für 2012 ändern. Vor die Wahl gestellt, ziehen wir Leogang dem Park in Wagrain deutlich vor.
Weitere Infos unter
http://bikewagrain.com/de/
Spielwiese oder Stolperfalle? Lustgarten oder Survival-Parcours?