Interview mit Sportwissenschaftler Clemens Hesse
Was passiert im Alterungsprozess, und welche Folgen hat das aufs Training?
Mit fortschreitendem Alter verschiebt sich die Hormon-Lage grundlegend. Ab etwa 40 Jahren wird Muskulatur tendenziell abgebaut und der Erhalt erschwert. Der Fettaufbau ist zunächst erhöht, später wird Fettgewebe eher abgebaut. Der Wasseranteil im Muskel sinkt ab etwa 40 Jahren. Durch Verknöcherung der Rippenknorpelgrenze und Abnahme der Elastizität von Herz und Gefäßen sinkt die maximale Sauerstoffaufnahme und der Blutdruck steigt leicht an. Gegen diese Faktoren kann man mit Training eingeschränkt etwas tun. Viele andere vermeintliche Alterungserscheinungen lassen sich durch Training und einen angepassten Lebensstil aber kompensieren.
Und wie gestaltet sich dann das Training im fortgeschrittenen Alter?
Erst mal sollte man nicht dem Irrglauben verfallen, dass besonders lockeres und langes Training im Alter sinnvoll wäre. Das mag bei Sportanfängern, Herzkreislauf-Patienten oder Übergewichtigen der Fall sein. Doch wer im Alter noch wirklich schnell biken möchte, sollte auch dementsprechend hart trainieren.
Was bedeutet das genau?
Kurze und harte Intervalle an der VO2max-Leistung und Maximalkrafttraining – also wenig Wiederholungen bei hohem Gewicht – stehen im Vordergrund. Zudem sollte im Alter auf eine Ausbildung oder die Erhaltung der allgemeinen Athletik geachtet werden. Also, nicht nur biken. Diese Athletik stärkt die Knochendichte und kann bei Stürzen Brüchen vorbeugen. Eines sollte man nicht vergessen: Je älter man wird, desto länger dauert die Erholungszeit nach Verletzungen. Ich habe zudem festgestellt, dass vielen Sportlern, nicht nur Senioren, Beweglichkeit fehlt. Das sollte zuerst ins Lot gebracht werden.

Clemens Hesse, Sportwissenschaftler
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