Auf Gluten zu verzichten ist mittlerweile selbstverständlich für die drei Profisportler Kristian Hynek, Markus Kaufmann auch und Tennisstar Novak Djokovic. Für sie liegen die Vorteile dabei auf der Hand: Sie erholen sich besser, sind seltener krank und haben Gewicht verloren. Zwar hatten Kaufmann und Hynek vorher keine Verdauungsprobleme, aber die Verbesserungen sind unverkennbar.
Doch was ist Gluten eigentlich?
Gluten ist ein Stoffgemisch aus Proteinen, das in unterschiedlichen Getreidesorten vorkommt – besonders in Weizen, Dinkel und Roggen. Essenziell wird Gluten bei der Verarbeitung, denn mit dem Kleber-Eiweiß Gluten entsteht zum Beispiel die Elastizität des Teigs. Beim Kneten eines Getreidemehlteigs bilden sich damit flexible und stabile Stränge. So weit, so gut.
Doch Gluten hat auch unerwünschte Wirkungen und zwar vor allem auf den menschlichen Verdauungstrakt. Gluten kann die Durchlässigkeit der Darmbarriere erhöhen. Der Darm wird dadurch undicht. Betroffen ist deshalb jeder, da die Wirkungsweise grundsätzlich gleich bleibt – lediglich die Ausprägung der Auswirkungen unterscheiden sich. Während einige Menschen keine oder kaum Symptome verspüren, äußert sie sich bei manchen heftigst: Zöliakie, eine chronische Erkrankung der Dünndarmschleimhaut, betrifft allerdings im weltweiten Durchschnitt nur 1 von 270 Menschen.
Gluten ist per se also nicht für jeden Menschen schädlich. Stress jedoch – und dazu gehört auch eine hohe Trainingsdichte – kann sich negativ auf die Darmdurchlässigkeit auswirken. Gluten in der Ernährung kann das Problem verschärfen. Symptome können sein: Magenschmerzen, Schwindel, Konzentrationsschwäche oder allgemeine Abgeschlagenheit. Kaufmann und Hynek sehen ihren Verzicht deshalb ganz pragmatisch: Sie bleiben gesund, verkraften Trainingsreize besser und haben ihr Gewicht im Griff.
"Weniger Allergien" – Interview mit Clemens Hesse, Sportwissenschaftler
BIKE: Glutenfreie Ernährung – macht das auch bei Hobbysportlern Sinn?
Hesse: Teils, teils. Wir betrachten glutenfreie Ernährung als verstecktes Leistungspotenzial. Bei Hobbysportlern beobachten wir öfters einen Rückgang von Allergien oder Hautproblemen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sie auch Training besser verkraften. Reizdarm oder Verdauungsprobleme hatten diese Sportler vorher aber eher seltener. Dadurch zeigt sich auch, dass man nicht akut an Verdauungsproblemen leiden muss, um von glutenfreier Ernährung zu profitieren. Wir dürfen aber eines nicht vergessen: 70 Prozent unseres Immunsystems stecken im Darm. Wer dieses Organ stärkt und wenig belastet, bleibt gesund und erholt sich besser.
Kann man denn auf Getreide verzichten – für viele Sportler ist es ja eine wichtige Kohlenhydratquelle?
Kein Problem: Wie wäre es mit Reis oder Kartoffeln – glutenfreie Produkte, die sehr gut verträglich sind. Ich habe Sportler, die immer etwas gekochten Reis im Kühlschrank stehen haben.
Und Soja?
Würde ich mit Vorsicht genießen, da es des Öfteren Allergien auslöst. Zudem sind einige Sojaprodukte sehr stark industriell verarbeitet. Damit aus den Sojabohnen Wurst, Milch oder sonst ein Produkt wird, ist Chemie gefragt.