Interview mit Clemens Hesse, Diplom-Sportwissenschaftler:
WIESO NICHT NACH DEM TRAINING SCHOKOLADE ESSEN?
Du trainierst Tour-de-France-Fahrer als auch Transalp-Sieger. Sündigen erfahrene Athleten heutzutage überhaupt noch?
Teilweise sehr viel sogar. Das beginnt meist schon mit dem Essen im Alltag. Die meisten Profis, mit denen ich anfange, müssen ihre Ernährung umstellen, um die Trainingsreize zu verkraften. Oftmals ist ihnen nicht klar, was welches Essen im Körper bewirkt – sie stopfen einfach rein. Das funktioniert aber nur bis zu einem gewissen Punkt, und wer ganz oben mitspielen möchte, muss seine Ernährung auch professionalisieren.
Für Hobbybiker also ein uninteressantes Thema?
Überhaupt nicht. Freizeitsportler profitieren von einer ausgewogenen Ernährung meist noch mehr als Profis. Zum Beispiel das Thema Gewichtsreduktion: Profis haben einen so hohen Kaloriendurchsatz, dass sie kaum zunehmen können, Freizeitsportler aber nicht. Wer da etwas auf die Zusammensetzung der Nährstoffe achtet, verliert zügig die überflüssigen Pfunde. Gewichtsverlust ist bei Normalsterblichen zu 90 Prozent eine Frage der Ernährung.
Das klingt zu leicht, um wahr zu sein. Welche Sünden muss ich bleiben lassen?
Es ist einfach: Das richtige Zusammenspiel von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen ist entscheidend. Oftmals essen Sportler während der Belastung zu wenig und danach zu viel. Die Gleichung ist simpel: An Belastungstagen mehr Kohlenhydrate, an freien Tagen mehr Fett und Protein. Wer das macht, hat 95 Prozent aller Diätratgeber richtig umgesetzt. Gewichtsverlust ist simpel.
Da gehört aber auch Disziplin zu, oder?
Die meisten scheitern dran, dass sie zu ehrgeizig starten. Ich rate: lieber 80 Prozent richtig machen, als zwei Tage lang 110 Prozent zu geben und am dritten Tag gefrustet abzubrechen. Man sollte sich Rückzugsräume für Leckereien gönnen. Wieso nicht nach dem Training, besonders nach Krafttraining, Schokolade essen?
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