Benjamin Bernotat
· 08.03.2023
Dopingvorwürfe erschüttern immer wieder die Sportwelt. Aber was ist, wenn diese vermeintlichen Vorwürfe von Anfang an nicht haltbar gewesen wären? Der Olympiazweite Mathias Flückiger tritt jetzt erstmals an die Öffentlichkeit und erzählt seine Geschichte von dubiosen Dopingvorwürfen und seinem Weg zurück ins MTB-Renngeschehen.
Mathias Flückiger, Schweizer Mountainbike Profi, hat einiges durchgemacht. Vor kurzem trat er das erste Mal seit den Dopingvorwürfen vor die Presse und erzählte seine Geschichte. Besonders wichtig dabei ist es ihm aufzuklären: „Was mir widerfahren ist, kann jeder Schweizer Sportlerin und jedem Schweizer Sportler passieren. Es darf kein zweites Schicksal wie meines geben.“ Mit dem Schicksal meint er die vermeintliche positive Dopingprobe vom Schweizer Verband am 05. Juni 2022, die bei den Schweizer Meisterschaften in Leysin genommen wurde und durch die er provisorisch gesperrt wurde (BIKE berichtete).
Am 19. März 2023 wird Flückiger sein richtiges Comeback im Rahmen des Schweizer Saisonauftaktrennens in Gränichen geben. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Zuvor fuhr er bereits als Sechster ins Ziel beim Rennen im spanischen Banyoles. Aber nicht nur physische Fitness, sondern auch mit seiner Psyche will Flückiger im Reinen sein und so ist es ihm ein Anliegen aufzuklären: „Damit ich als Athlet befreit auf den Rennplatz gehen kann, muss ich zuvor meine Geschichte erzählen und wichtige Fakten zum Fall präsentieren“.
Worum ging es nochmal beim Dopingfall Mathias Flückiger? Am 5. Juni 2022 wurde Flückiger nach einer positiven Dopingprobe vom Schweizer Verband und seinem Team provisorisch gesperrt. Der Vorwurf: positiver Test auf eine anabole Substanz. Der Mountainbike-Profi äußerte sich nach 3 Wochen zu den Vorwürfen und wies diese zurück. Bei der Substanz handele es sich um Zeranol, welches er nicht wissentlich zu sich genommen habe. Es wurden geringe Mengen dieser Substanz festgestellt, die sich aber auch durch den Verzehr von kontaminierten Fleisch erklären ließen. Die Menge der Probe wäre allerdings so gering gewesen, sodass sie nicht als positives, sondern „atypisches“ Ergebnis gewertet werden müsse. Darüber hinaus wurde Flückiger in zwei weitere Dopingtests wenige Tage nach dem eigentlichen Test negativ getestet. Am 17. Dezember 2022 hob die Disziplinarkammer die vorläufige Sperre auf. Korrekt wäre es gewesen, die Probe als „atypisch“ zu bezeichnen. Demzufolge hätte es auch zu keiner provisorischen Sperre kommen dürfen, da eine positive Probe Voraussetzung für eine solche Maßnahme ist.
Zwar kann der Athlet jetzt wieder ins Mountainbike-Renngeschehen zurückkehren, aber er will mit seiner Geschichte auf Fehler im System aufmerksam machen: „Es geht mir nicht darum, zu urteilen oder zu verurteilen. Ich will aufzeigen, dass mein Fall zu einem Dopingfall wurde, obwohl es nie einen hätte werden dürfen.“ Das finale Urteil in dieser Sache steht allerdings noch aus.
Seit dem 18. August 2022 in München arbeitet Mathias Flückiger mit seinem Anwalt, Dr. Thilo Pachmann und seinem wissenschaftlichen Berater, Dr. phil. Nat. Matthias Kamber, daran den Fall aufzuarbeiten und zu einer Lösung zu bringen. Bis jetzt ist allerdings noch kein finales Urteil gefällt worden und so zerrt die Ungewissheit an der Substanz von Flückiger: „Ich hoffe sehr, dass die zuständigen Instanzen meinen Fall so schnell wie möglich abschließen. Erst dann bin ich diese ständige, teilweise kaum aushaltbare Last endlich los.“ Er will wieder zurück auf die große Bühne des MTB Cross-Country-Rennsports. In zweieinhalb Wochen steht das Swiss Bike Cup-Rennen an und Mathias Flückiger möchte dabei nur eins: „...Mountainbiken! Mit uneingeschränkter Leidenschaft und mit uneingeschränkter Freude.“