

Robert-Mennen-Blog: BIKE Transalp 2015 – Finale
Aus und vorbei! Mennen beendet BIKE Transalp vorzeitig
Nach der Königsetappe am dritten Tag sind die Beine kaputt. Wenigstens haben wir beim Abendessen keinen Stress, denn die anderen müssen noch zur Siegerehrung. Bei einer einfachen Fahrzeit von 25 Minuten mit dem Auto keine angenehme Aufgabe während eines Etappenrennens. Doch wenn ich ehrlich bin, hätte ich lieber den Stress und würde dafür auf dem Podium stehen, aber das lässt auf sich warten.
Nach dem Essen geht es zur Massage. Ich muss aufpassen, nicht schon jetzt einzuschlafen. Keine leichte Aufgabe. Nach der Massage muss ich seltsam aussehen: tiefenentspannt zwar, aber die Abdrücke von der Bank im Gesicht. Um fünf Uhr werde ich wach. Verdammte Fliegen. Überall schwirren sie rum. Die ersten Sonnenstrahlen scheinen auf sie zu wirken wie Koffein.
Auf der vierten Etappe hat Team Centurion-Vaude 2 früh einen Defekt und fällt zurück. Daher machen wir zusammen mit den Jungs von Bulls Druck, um unser A-Team mit Alban Lakata und Kristian Hynek im Gesamtklassement nach vorne zu bringen. Im letzten Anstieg reihe ich mich beim Einstieg in einem Singletrail-Uphill zu weit hinten ein, während vorne eine Lücke entsteht.
Ein Streckenposten hält kurze Zeit später an und gibt den Autos Vorrang. Ja super, was hat der denn für Anweisungen? Wenig später verfahre ich mich auch noch, weil ein Schild von einem Restaurant den Transalp-Wegweisern zum Verwechseln ähnlich aussieht. Na toll. Mal wieder Siebter. Ich schnappe mir ein Bier, natürlich alkoholfrei, und freue mich auf die wohltuende Abkühlung im Lago di Alleghe.
Tour de France im TV und das Warten vor der Toilette
Am heutigen Tag komme ich mir vor wie auf Klassenfahrt. Mit unseren sechs Fahrern und vier Betreuern ist es nicht immer einfach, ein Hotel in der Nähe zu finden. Um die Gruppe nicht zu sehr aufteilen zu müssen, teilen wir uns zu fünft ein Zimmer. Zwischen den Taschen und dem ganzen anderen Kram bleibt für die Massageliege noch gerade so Platz. Im TV läuft die Tour de France auf einem italienischen Sender. Jeder gibt seinen Kommentar zum Geschehen im Fernseher ab. Abends muss man für die Toilette eine Nummer ziehen und anstehen.
Die fünfte Etappe von Alleghe nach San Martino kenne ich noch von der Transalp 2013: Damals hatten Alban und ich uns für die Etappe viel vorgenommen und sind auf Angriff gefahren, um unsere Chancen auf den Gesamtsieg zu wahren. Zum Schluss der Etappe musste ich allerdings für die offensive Fahrweise büßen, und der Schuss ging nach hinten los. Dieses Mal ist die Lage anders. Zwar führen, wie auch schon 2013, Kaufmann und Käß, aber ich liege nicht auf dem zweiten Platz im Gesamtklassement, sondern auf Rang sieben.
Heute versuche ich, mir die Etappe besser einzuteilen als vor zwei Jahren. Doch schon bald muss ich feststellen, dass ich nicht das Niveau von 2013 habe. Parkticket. Wie frustrierend. Neuer Tag, neues Glück? Wie sagte Alban vor ein paar Wochen mal: "Ein Tag mit einem KOM (King of the Mountain bei Strava) ist ein guter Tag." Während ich nach dem Frühstück noch etwas Ruhe suche und im Internet surfe, erscheint die Meldung: "Sie haben den KOM an X verloren." Das geht ja gut los.
Reißleine: Bei Kilometer 65 geht nichts mehr.
Auf den ersten 20 Kilometern der sechsten Etappe sieht alles noch ganz gut aus. Doch dann – in Gedanken sehe ich Giovanni Trapattoni am Streckenrand stehen und sagen: "Du fährst wie Flasche leer!" Die Beine wollen nicht mehr. Sie schmerzen bei der kleinsten Anstrengung wie nach einem Zielsprint. "Komm schon, vorletzte Etappe. Das ziehst du jetzt durch!", sage ich mir. Ich war mir vor der Transalp bewusst, dass ich nicht in Topform sein werde, da ich nach der ersten Saisonhälfte meinen Fokus geändert habe. Aber sowas? Ich verzweifle. Zum dritten Mal fahre ich nun die Transalp. Einmal habe ich Sie gewonnen und einmal war ich Zweiter. Oft bin ich bei Etappenrennen über mich hinausgewachsen. Und was ist das jetzt?
Bis zu Kilometer 65 fahre ich noch, dann ziehe ich die Reißleine. Nichts geht mehr. Selbst einfach nur ins Ziel rollen scheint unmöglich. Am Verpflegungspunkt ist für mich Schluss. Komisches Gefühl, im Auto zum Ziel zu fahren. Das hatte ich bisher nur, als ich mir auf der ersten Etappe beim Cape Epic das Schlüsselbein gebrochen habe. Die Jungs kann ich jetzt nicht mehr unterstützen, sorry. Eine Woche Zwangsurlaub, haha.
Die letzte Etappe erlebe ich dann als Betreuer in den Feedzones. Punkte in der Karte rechtzeitig ansteuern, geeignete Stelle finden, Ersatzmaterial aufbauen, Flaschen zurechtlegen ... Ein Leben zwischen absoluter Hektik und langweiligem Warten. Wir können oft nicht verstehen, warum es die Betreuer manchmal nicht schaffen, uns Abstände durchzugeben. Selber bekomme ich es gar nicht hin. Krass, was da im Hintergrund abläuft. Vielen Dank an dieser Stelle an unsere Betreuer. Ich fahre beim nächsten Mal dann doch lieber wieder als Fahrer :-D
Euer Robert
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