Egal ob mit oder ohne Mountainbike-Vorerfahrung: Die Wahl des richtigen E-Mountainbikes fällt vielen Ein- und Umsteigern schwer. Neben zentralen Fragen wie denen nach Motor, Akku, Preisklasse und Ausstattung, die wir in unserer großen E-MTB-Kaufberatung klären, stellt sich E-MTB-Interessenten auch immer die Frage: Welche E-Mountainbike-Kategorie ist überhaupt die richtige für mich? Fully oder Hardtail, viel oder wenig Federweg, Touren- oder Trailbike?
Mit zwei Lesern und acht Bikes aus den vier wichtigsten E-MTB-Kategorien haben wir die Probe aufs Exempel gemacht: Welches Mountainbike passt E-Einsteigern am besten?
Welche Räder überzeugen E-MTB-Einsteiger? Unsere Leser-Tester ziehen ihr Fazit

Max Fuchs EMTB-Leser Stephan Pfingsten hat viel Mountainbike-Erfahrung. Ganze neun Mal hat er mit dem MTB die Alpen überquert, mit 48 Jahren wächst jetzt die Neugier aufs E-MTB.
„Auf dem Parkplatz dachte ich: Ach du Kacke, sind die Dinger schwer. Auf dem Trail spürt man das Gewicht nicht. Trotzdem kämen die Enduros für mich nicht in Frage. Ich würde zum Touren-Fully von Giant greifen.“

Max Fuchs Jonah Papendorf ist 24 Jahre alt und studiert Journalismus in Hannover. Das konventionelle Biken hat er vor einigen Jahren schon wieder aufgegeben, denn die Abfahrten reizten ihn zwar, das Bergauftreten jedoch weniger. Im E-MTB sieht er eine neue Chance:
„Ich bin schon lange nicht mehr auf dem Bike gesessen. Umso überraschter war ich, wie sicher man sich auf einem E-Mountainbike fühlt. Den besten Kompromiss trifft für mich die All-Mountain-Kategorie. Meine Wahl wäre das Radon.“
Die vier E-Mountainbike-Kategorien im Überblick
Was hinter den einzelnen Klassen steckt, für welchen Einsatzzweck die jeweiligen Bikes gemacht sind und wie du herausfindest, welche Kategorie am besten zu dir passt, klären wir vorab schon in diesem Artikel. Achtung: Das Lesen lohnt sich nicht nur für Neueinsteiger, sondern auch für erfahrene Biker mit wenig E-MTB-Erfahrung. Denn weil das Mehrgewicht durch mehr Federweg am E-MTB eine viel geringere Rolle spielt als am konventionellen Mountainbike, werden Einsatzzweck und Kategorie grundsätzlich etwas anders definiert.
- E-MTB-Hardtails
- E-MTB Tourenfullys
- E-MTB All Mountains
- E-MTB Enduros
E-MTB-Hardtails: Pflegeleicht und günstig

Max Fuchs Meride eBig.Nine 600: Shimano EP8, 100 Millimeter Federweg, 21,78 kg, 29 Zoll, 3499 Euro.
Bei den E-Hardtails findet man die günstigsten E-MTBs. Kein Wunder, schließlich steckt in einem Rahmen ohne Heckfederung deutlich weniger Konstruktions- und Produktionsaufwand. Deswegen gibt es E-Bike-Hardtails schon ab etwa 2500 Euro. Die Laufradgröße beträgt meist 29 Zoll, die Gabel liefert 100 bis 120 Millimeter Federweg.
Anders als beim konventionellen Bike sind E-Hardtails aber nicht die perfekten, günstigen Allrounder. Sie fühlen sich eher auf Forststraßen und im leichten Gelände wohl, bei unumgänglichen Hindernissen wie Steinen und Wurzeln kommen E-Hardtails schnell an ihre Grenzen. Zumal auch ein E-Hardtail, erst recht ein günstiges, meist deutlich über 20 Kilogramm wiegt und sich daher kaum so spielerisch über Hindernisse lupfen lässt, wie das mit einem motorlosen Hardtail-Mountainbike möglich wäre.

Max Fuchs An unserem Test-Hardtail von Merida gehören Licht und Seitenständer sogar zur Serienausstattung. Wer zusätzlich Gepäckträger und Schutzbleche anbaut, macht das E-Hardtail zum perfekten Alltagsbike fürs Pendeln abseits des Straßenverkehrs.
Der große Vorteil der E-MTB-Hardtails: Wer ohnehin nicht viel im Gelände fährt und das E-Bike auch für klassische Radtouren oder zum Pendeln benutzen möchte, findet im Hardtail einen günstigen und unkomplizierten Partner für den Alltag, der sich problemlos auch mit Gepäckträger und Schutzblechen bestücken lässt. Sparfüchse finden Bikes ab circa 2500 Euro, wer auf eine etwas bessere Ausstattung und eine sensible Federgabel wert legt, muss eher 3500 Euro einplanen.
Tipp der EMTB-Redaktion: „E-MTB-Hardtails sind die Allrounder für den Alltag und klassische Radtouren ohne nennenswerte Trail-Anteile. Wer ernsthaft ins Gelände will, sollte lieber etwas mehr ausgeben und zu einem Fully greifen.“
E-MTB Tourenfullys: Komfortabel und zugänglich

Max Fuchs KTM Macina Lycan 272: Bosch CX4, 140 Millimeter Federweg, 24,83 kg, 27,5 Zoll, 4099 Euro.
Wie alle Fullys (dt. Abkürzung für engl. Fullsuspension = Vollfederung) verfügen E-MTB-Tourenfullys nicht nur über eine Federgabel, sondern auch einen gefederten Hinterbau. Vorder- und Hinterrad können also gleichermaßen auf Unebenheiten des Untergrunds reagieren, was den Fahrkomfort gegenüber einem Hardtail deutlich erhöht. Tourenfullys stehen auf Laufrädern in 29 Zoll, seltener auch 27,5 Zoll, der Federweg liegt meist zwischen 120 und 140 Millimetern.
Das Besondere an Tourenfullys ist jedoch nicht allein der Federweg, sondern auch die Geometrie. E-Tourenbikes verfügen über eine komfortable, aufrechte Sitzposition und ein agiles Handling. Komfort und eine unkomplizierte und intuitive Handhabung stehen damit ganz oben auf der Prioritätenliste, was sich normalerweise auch im eher komfortorientierten Fahrwerk widerspiegelt. Das bedeutet jedoch auch, dass Tourenfullys bei hohen Geschwindigkeiten oder in schwerem Gelände an ihre Grenzen kommen. Hier ist man mit einem E-Enduro oder E-MTB All Mountain besser beraten.

Max Fuchs Touren-Reifen wie der Schwalbe Nobby Nic rollen schnell, machen aber auch im Gelände eine gute Figur und sind komfortabel dank hohem Reifenvolumen. Perfekt für ein E-Bike-Tourenfully.
Tipp der EMTB-Redaktion: „Wer Touren im Gelände fahren möchte und dabei auch den ein oder anderen mittelschweren Trail nicht scheut, aber eher auf Komfort als auf hohe Geschwindigkeiten bergab wert legt, ist mit dem E-MTB Tourenfully gut beraten. Gute Einsteiger-E-MTBs in dieser Klasse gibt es ab 4000 Euro, für Bikes mit sensibleren Fahrwerken und absenkbaren Sattelstützen muss man eher 5000 Euro ausgeben.“
E-MTB All Mountains: Für anspruchsvolle Trail-Touren

Max Fuchs Radon Render 8.0: Bosch CX4, 160/140 Millimeter Federweg, 24,02 kg, 29 Zoll, 4249 Euro.
Wie die klassischen All Mountains sind auch die E-Mountainbikes dieser Klasse auf lange Touren hin ausgelegt. Die Federwege sind jedoch meistens etwas länger und liegen bei 140 Millimetern aufwärts, das ganze Bike ist sportlicher ausgelegt. Die Sitzposition ist etwas gestreckter, die Geometrie länger, das Fahrwerk straffer. So bewältigt das E-MTB All Mountain auch fahrtechnisch anspruchsvolle Passagen im Hochgebirge und bietet generell mehr Reserven für höhere Geschwindigkeiten und schweres Gelände als das E-Tourenfully, ist aber weniger handlich und komfortabel. Laufruhigere Bikes stehen auf Laufrädern in 29 Zoll, etwas handlichere rollen auf 27,5 Zoll.
Übrigens: Auch der Begriff Trailbike findet sich oft in der E-Bike-Modellpalette der Hersteller. Damit sind meist ebenfalls All Mountains gemeint. Trailbikes legen im Gegensatz zu klassischen All Mountains jedoch mehr Wert auf eine schnelle Fahrweise und ein verspieltes Handling und brillieren auf speziell für Mountainbikes angelegten Strecken mit Sprüngen und Steilkurven. Die höhere Agilität wird meist durch einen kürzeren Radstand erreicht, der bei der Kletterfähigkeit und der Sicherheit bergab wieder etwas Punkte kostet. Bei diesen E-Trailbikes gibt es – wie bei den E-Enduros – immer öfter einen Mix aus großem 29-Zoll-Vorderrad und kleinem 27,5er-Hinterrad.

Max Fuchs Dank der soliden Rockshox Lyrik-Gabel mit 160 Millimetern Hub kann man unserem Testbike, einem E-MTB All Mountain von Radon, bergab auch grobes Gelände zumuten.
Tipp der EMTB-Redaktion: „Mit E-MTB All Mountains kommen versierte und sportliche Biker auf ihre Kosten, die gerne lange Touren in anspruchsvollem Gelände fahren. E-Trailbikes haben fast den gleichen Einsatzbereich, setzen aber eher auf ein agiles Handling, als auf maximale Sicherheit. Für Anfänger und Einsteiger wirkt manches All Mountain bereits etwas unhandlich, das Handling erfordert mehr Eingewöhnung. All Mountains mit E-Antrieb kosten mindestens 4000 Euro, die meisten besseren Modelle liegen jedoch zwischen 5000 und 6000 Euro.“
E-MTB Enduros: Für versierte Abfahrer

Max Fuchs Canyon Torque:On 8.0: Shimano EP8, 180/175 Millimeter Federweg, 23,57 kg, 27,5 Zoll, 4499 Euro.
Ganz klar: Wer es bergab richtig krachen lassen will und für wen der maximale Adrenalinkick auf schnellen und ruppigen Strecken und bei Sprüngen die oberste Priorität hat, der greift zum E-Enduro. Diese Bikes sind klare Abfahrtsspezialisten und verfügen daher über lange Federwege und viel Laufruhe. 160 Millimeter und mehr zeichnen ein Enduro bei E-MTBs aus, lange Rahmen und flache Lenkwinkel sowie mindestens ein großes 29-Zoll-Vorderrad sorgen für zusätzliche Sicherheit bergab.

Max Fuchs Der Dämpfer in unserem E-Enduro-Testbike von Canyon stellt massive 175 Millimeter Federweg bereit. Damit bügelt das Bike auf der Jagd nach Bestzeiten bergab so einiges platt.
Stabile Reifen und Felgen und massive Federelemente machen das E-Enduro leider oft recht schwer. Damit das Handling nicht zu sehr leidet, verbauen manche Hersteller hier noch die kleineren Akkus mit 500 Wattstunden. Wer lange Touren damit fahren will, sollte das im Hinterkopf behalten. Trotzdem: Wenn es um Geschwindigkeit bergab geht, macht den E-Enduros so schnell keiner etwas vor.
Tipp der EMTB-Redaktion: „E-Enduros sind die Rock-n-Roller unter den E-MTBs. Die Spezialisten für versierte und schnelle Fahrer sind aber nichts für Anfänger, da sie bei langsamer Fahrt träge und unhandlich wirken und sich nur mit guter Fahrtechnik um enge Kurven zirkeln lassen. Wie beim E-All Mountain sollte man hier für ein gutes Fahrwerk etwas tiefer in die Tasche greifen. Ab 4500 Euro geht es los, meistens liegen solide E-MTB-Enduros zwischen 5000 und 6000 Euro.“
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