Unser EMTB-Fahrtechnik Experte Stefan Schlie zeigt uns hier, wie ein klassischer Drop und ein Boost-Drop ganz einfach gelingen:
KLASSISCHER DROP
Mit dem E-MTB lassen sich extrem steile Stufen meistern. Durch den tiefen Schwerpunkt hat es sogar gegenüber dem klassischen Mountainbike einen Vorteil. Doch irgendwann setzt die Physik auch dem E-MTB Grenzen. Wenn fahren nicht mehr geht, hilft nur noch eines: droppen. Ziel ist es, das Abkippen des Vorderrades nach unten zu verhindern. Dazu zieht man kurz vor der Stufe das Vorderrad an und verlagert das Körpergewicht nach hinten in Richtung Hinterrad. Dadurch wird das Vorderrad komplett entlastet. Das Geheimnis des Erfolgs liegt im Zusammenspiel von Anfahrtsgeschwindigkeit und wohldosiertem Zug am Lenker. Wichtig: Der Zug erfolgt nicht, indem man die Arme anzieht, sondern indem man sie streckt und so das eigene Gewicht nach hinten verlagert. Entscheidend ist auch das Timing: Ist der Impuls nicht energisch genug, läuft man Gefahr, nach unten abzukippen. Zieht man zu stark, dann verliert man schnell die Kontrolle.
Vorteil dieses Moves: Man kann ihn easy üben – zum Beispiel an Bordsteinkanten. Am besten, man fängt ganz ohne Stufe an: raus aus dem Sattel, tief über den Lenker gehen, Spannung aufnehmen, dann dynamisch die Arme strecken und die Hüfte nach hinten schieben.

Markus Greber Bild 1: Anpirschen in der Grundposition. Konstante Geschwindigkeit, Körper zentral über dem Bike, Arme und Beine leicht gebeugt, der Blick visiert bereits die Landung an. Der Paradefuß ist vorne.

Markus Greber Bild 2: Die Kante kommt näher. Jetzt heißt es: Spannung aufnehmen, Arme und Beine weiter beugen, der Oberkörper wandert nach vorne über den Lenker. Der Blick fixiert weiterhin die Landung.

Markus Greber Bild 3: Nun kommt es aufs Timing an. Sobald das Vorderrad über die Kante rollt, streckt man energisch die Arme und schiebt die Hüfte nach hinten/oben. Haben Timing und Dosierung gepasst, dann bleibt das Bike jetzt waagrecht in der Luft.

Markus Greber Bild 4: Das Hinterrad hat die Kante passiert, und wir „tropfen“ die Stufe hinunter.

Markus Greber Bild 5 (oben) und 6 (unten): Am besten ist es, mit beiden Rädern gleichzeitig zu landen. Die Arbeit sollte man nicht allein dem Fahrwerk überlassen, sondern den Impact auch mit dem körpereigenen Federweg abfangen – also Arme und Beine beugen.
BOOST-DROP
Das ist die Königsvariante des Drops, die mit dem E-MTB besonders gut funktioniert. Man braucht sie dann, wenn die Anfahrt zu kurz oder zu rumpelig ist, um genügend Geschwindigkeit aufzubauen. Das A und O ist das Pedal-Management.

Markus Greber Bild 1: Hier bleibt vor der Kante nur etwa eine Radlänge Platz, um das Bike von fast Null auf die richtige Geschwindigkeit zu bringen. Gleichzeitig muss der Paradefuß vorne sein (in meinem Fall der linke), sobald das Bike über die Kante geht. Der Trick ist, den richtigen Gang zu wählen. Mit einer halben Kurbelumdrehung lege ich dann genau eine Radlänge zurück. Welcher Gang das ist, sollte man am besten vorher in sanftem Gelände ausprobieren. Also starte ich jetzt mit dem falschen Fuß (meinem rechten). Die Unterstützungsstufe sollte nicht zu aggressiv gewählt sein. Bei Bosch eignet sich der E-MTB-Modus sehr gut für diesen Move. Das Bike beschleunigt, und idealerweise geht das Vorderrad mit dem genau passenden Speed über die Kante. Natürlich ist auch hier gleichzeitige Körperarbeit wichtig.

Markus Greber Bild 2 (oben), 3 und 4: Arme und Beine sind vor dem Absprung maximal gebeugt. Der Paradefuß ist, wie gesagt, jetzt wieder vorne. Ab jetzt ist der Bewegungsablauf identisch mit dem vorher beschriebenen klassischen Drop. Also Arme strecken, Oberkörper nach hinten/ oben bringen.

Markus Greber Auch die Landung (Bild 5) erfolgt wie beim klassischen Drop. Wenn Ihr den Boost-Drop in schwierigem Gelände sicher beherrscht, dann gehört Ihr schon zu den Fahrtechnik-Cracks.