Vorbereitung zum Einstellen der E-MTB-Schaltung
Um gut an der Schaltung arbeiten zu können, muss sich das Hinterrad frei drehen lassen. Die beste Lösung: der Montageständer . Speziell bei Carbon-Rahmen sollte man das Bike aber lieber an der Sattelstütze klemmen, da der Rahmen selbst sehr empfindlich ist. Wer keinen Montageständer hat, kann das Bike auch auf den Kopf stellen. Empfindliche Armaturen und Displays dann aber besser abnehmen, oder mit einer weichen Unterlage (Lappen, Schaumstoff) polstern. Kette und Ritzel sollten außerdem gut geputzt sein!

Adrian Kaether Der Montageständer ist der perfekte Helfer für Arbeiten am E-Mountainbike.

Adrian Kaether Wenn man das E-MTB auf den Kopf stellt, bitte für eine weiche Unterlage sorgen, um Kratzer zu vermeiden.
Schrauben und Schaltauge
Lockere oder beschädigte Teile sind die häufigste Ursache für Schaltprobleme am E-MTB. Deswegen vor dem Einstellen zunächst Befestigungsschrauben am Schaltauge und die große Schraube am Schaltwerk sowie das Schaltauge selbst kontrollieren. Dazu einen mittleren Gang einlegen. Die beiden Schaltröllchen müssen in exakt gerader Linie mit dem Ritzel fluchten (rote Linie im Foto unten) und parallel zur Fahrtrichtung stehen. Sonst ist das Schaltauge verbogen und muss gerichtet oder ersetzt werden.stehen. Sonst ist das Schaltauge verbogen und muss gerichtet oder ersetzt werden.

Adrian Kaether Die rote Markierung zeigt die gerade Linie zwischen Schaltröllchen und Ritzel. So kann man kontrollieren, ob das Schaltauge gerade oder verbogen ist.
Schaltaußenhülle & Züge kontrollieren
Die zweite typische Fehlerquelle: Verschleiß bei Zügen und Außenhüllen. Sind sie korrodiert oder haben sich einzelne Litzen gelöst, ist die Reibung in den Hüllen zu hoch, und die Schaltung kann nicht richtig funktionieren. Das kontrolliert man am besten, indem man ohne zu kurbeln vom größten aufs kleinste Ritzel durchschaltet. Dadurch längt sich der Zug so, dass sich an der Außenhülle die Endkappen abziehen lassen. Bei Korrosion oder Beschädigung: alles austauschen und neue Züge und Außenhüllen am Bike montieren !

Adrian Kaether Schaltzüge am besten austauschen, wenn die Beschädigung so deutlich sichtbar ist.
Anschläge einstellen
Springt die Kette von der Kassette, stimmen die Endanschläge nicht. Zum Überprüfen des oberen Anschlages (B: obere Schraube) aufs größtes Ritzel schalten. Dann die Kurbel vorsichtig weiterdrehen und den Schalthebel weiter drücken. Wandert die Kette nun übers Ritzel in die Speichen, muss man die rechte Anschlagschraube (B) etwas reindrehen. Der untere Anschlag ist schwieriger zu checken, da das Schaltwerk oft von der Zugspannung in Position gehalten wird. Deswegen: Erstmal schauen, ob das Schaltröllchen exakt mit dem kleinsten Ritzel fluchtet. Dann über die untere Schraube (A) so ausrichten, dass es beim Schaltvorgang leicht und exakt auf das nächste Ritzel springt.

Mit den beiden Anschlagschrauben (im Bild A und B) kann man den Schwenkbereich des Schaltwerks begrenzen.
Zugspannung einstellen
Am Shifter wird die Zugspannung so justiert, dass alle Gänge verwendet werden können. Schaltet die Kette nicht in den leichtesten Gang, ist die Spannung zu niedrig, die Verstellschraube muss herausgedreht werden (gegen den Uhrzeigersinn). Schaltet die Schaltung nicht in den schwersten Gang, ist die Spannung zu hoch. Wechselt die Kette am Ende gleich schnell auf leichtere wie auf schwerere Gänge, und sind alle Gänge nutzbar, ist die Spannung richtig eingestellt. Reicht der Verstellbereich nicht aus, muss man den Zug am Schaltwerk straffen oder längen.

Adrian Kaether Die Zugspannung wird mittels Verstellschraube am Schalthebel eingestellt. Dreht man sie heraus (gegen den Uhrzeigersinn), erhöht man die Spannung des Schaltzugs.
Umschlingung einstellen
Mit der Umschlingungsschraube (A) stellt man den Abstand von oberem Schaltröllchen und Kassette ein. Ist der Abstand zu groß, schaltet die Schaltung nur sehr behäbig. Ist er zu klein, beginnt die Schaltung in leichten Gängen zu rattern. Bei Shimano sollten im leichtesten Gang etwa zwei Kettenglieder frei zwischen Schaltröllchen und Kassette liegen. Shimanos Zwölffach-Schaltwerke haben innen im Schaltkäfig auch eine Hilfslinie, die im leichtesten Gang mit den Kassettenzähnen fluchten sollte. Bei Sram-Schaltungen sollte man das Chain-Gap-Tool für die Einstellung einsetzen.
Hilft alles nichts?
Alles korrekt eingestellt, und die Schaltung funktioniert immer noch nicht einwandfrei? Dann lohnt sich ein zweiter Blick auf die Verschleißteile. Eine verschlissene, zu lange Kette oder ein verschlissenes Ritzel verhindern oft, dass sich der Antrieb korrekt einstellen lässt. Dann hilft nur noch der Austausch.
Ein ausführliches Video, wie man eine 1x12 Shimano-Schaltung richtig einstellt, finden Sie hier .
Tipps und Tricks:
Bei Sram-Schaltungen muss man die Umschlingung an Fullys im Sag (Negativ-Federweg) einstellen. Dafür braucht man eine spezielle Schablone – das Chain-Gap-Tool – und idealerweise eine Hilfsperson, die in etwas das gleiche Gewicht wie der Fahrer hat.
Shimano empfiehlt, für das Einstellen der gesamten Schaltung das Kupplungssystem (Shadow Plus) zu deaktivieren.
Wenn man einen neuen Schaltzug verbaut hat, sollte man mit der Hand das Schaltwerk blockieren und dabei mehrfach ein bis zwei Gänge hochschalten. Dadurch wird der Zug etwas gelängt, und man erspart sich das Nachspannen des neuen Zugs nach wenigen Kilometern.
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