Die Elite des Cross-Country-Sports kämpfte am vergangenen Wochenende in Albstadt um Weltcuppunkte. Beim Heimrennen gelang Paul Schehl mit Rang 15 ein Achtungserfolg bei den Junioren. Finnja Schmid fuhr nur knapp an einem Punkterang vorbei.
Am vergangenen Wochenende versammelte sich die Weltspitze des MTB-Cross-Country im Schwäbischen Albstadt zum ersten Weltcuprennen der Saison. Bis zum Freitagmorgen hatte es noch in Strömen geregnet, die Strecke war schlammig und äußerst rutschig. Aber pünktlich zum Weltcupwochenende hatte der Frühling ein Einsehen und lieferte zur Motivation der angereisten Rennteams das passende Wetter. Zuschauer waren Corona-bedingt in Albstadt nicht zugelassen.
Keine Frage, dass das BIKE Junior Team powered by BULLS alle trotzdem alle U19- und U23-Fahrer an der Startlinie des Heimweltcups stehen hatte, auch wenn es ohne Zuschauer im bekannten „Hexenkessel Bullentäle“ ungewohnt ruhig blieb. Die Strecke in Albstadt ist gekennzeichnet durch zwei lange, sehr steile Anstiege und technisch schwierige, aber sehr schnelle Abfahrten.

Ralf Schäuble Fuhr taktisch und kraftvoll: Paul Schehl kam gut mit der noch rutschigen Strecke in Albstadt zurecht.
World Junior Series: Schehl sammelt Punkte
Den Auftakt machte das Juniorenrennen im Rahmen der „World Junior Series“. Mit im Feld der 168 gemeldeten Fahrer waren Paul Schehl, Mika Webs und Jakob Stanger. Paul Schehl, der für die Nationalmannschaft am Start stand, reiste bereits donnerstags an und absolvierte seine ersten Trainingsrunden auf der noch nassen Strecke. Er kam mit den Bedingungen auf den steilen Anstiegen und den rutschigen Abfahrten gut zurecht und freute sich schon auf das Rennen.
Am Start hatte Paul leider etwas Pech. Er konnte nicht richtig überholen, machte nur wenige Plätze gut und ging auf Platz 50 liegend in die erste Runde. Er taktierte geschickt und schaffte es, schnell nach vorne zu fahren. Runde für Runde verbesserte er seine Platzierung. In der letzten Runde mobilisierte er seine ganze Kraft und fuhr sogar die zweitschnellste letzte Runde des Rennens. Das bedeutete Platz 15 im Tagesklassement und damit die zweite B-Norm für die Weltmeisterschaft, die im August im italienischen Val di Sole ausgetragen wird.

Armin M. Küstenbrück Im Deutschlandtrikot: Paul Schehl konnte sich über wertvolle Punkte in der World Junior Series freuen.
Jakob Stanger, der ohne Weltranglistenpunkte nach Albstadt angereist war und demnach von Startplatz 145 ins Rennen gehen musste, hatte sich zum Ziel gesetzt, im Startloop so viele Plätze wie möglich gutzumachen. Der Plan, Gedränge und Stau so bestmöglich aus dem Weg zu gehen, ging zuerst auf. Der Sturz eines anderen Fahrers direkt vor ihm führte allerdings zum vorübergehenden Stillstand. An der ersten Engstelle zur Einfahrt in den Wald fand sich Jakob fast auf dem letzten Platz des Feldes wieder.
Im weiteren Verlauf des Startloops wurde dann auch mehr geschoben als gefahren. Das kostete viel Zeit und Kraft. Als sich das Feld etwas auseinandergezogen hatte, fand Jakob zunächst nicht in seinen Rhythmus, konnte aber dennoch ein paar Plätze gutmachen. Bis zur letzten der vier Rennrunden dauerte es, bevor er die Leistung anrufen konnte, die er sich im Vorfeld zugetraut hatte. Dann fühlten sich die Beine wieder gut an, und Jakob konnte nochmals viele Fahrer überholen. Er fuhr auf Platz 78 über die Ziellinie. Das Ergebnis verbuchte das Team unter „Schadensbegrenzung“, Jakob selbst hatte sich auch höhere Ziele gesetzt.

Merlin Muth Mit Auf und Ab nicht zufrieden: Jakob Stanger fand während des unruhigen Rennverlaufs erst spät seine Form.
Einen rabenschwarzen Tag erwischte Mika Webs, der neben Jakob auf Platz 146 in der Startaufstellung stand. Auch er war zu Fußmärschen im Bullentäle gezwungen, zunächst im ersten Anstieg minutenlang, dann folgte nach einer kurzen Fahreinlage wieder eine Wanderung im zweiten Anstieg. Sein unsanfter Sturz in der ersten vollen Rennrunde vergrößerte dann die Abstände zu den vorderen Gruppen. Am Ende schlug die 80-Prozent-Regel zu und beendete Mikas Rennen vorzeitig.
Aber jetzt den Kopf hängen zu lassen wäre die falsche Entscheidung. Also wird jetzt an den Schwächen gearbeitet und weitergemacht. Den Sieg errang am Ende Finn Treudler. Der Schweizer konnte sich in der Schlussrunde noch vor seinen Landsmann Nils Aebersold sowie den Ukrainer Oleksandr Hudyma an die Spitze setzen.

Niklas Hartmann Erwischte rabenschwarzen Tag: Mika Webs musste das Rennen in Albstadt vorzeitig beenden.
Juniorinnen: Finnja Schmid verpasst Punkteränge knapp
Finnja Schmid stand im Feld der Juniorinnen auf Startplatz 54. Die Renndistanz betrug drei Runden plus Startloop. Zu Beginn konnte Finnja nicht wirklich nach vorne fahren. So startete sie ab der ersten Rennrunde ihre Aufholjagd. Das Überholen jeder einzelnen Fahrerin war mühsam und die Abstände waren aufgrund von Finnjas schlechtem Start ins Rennen groß.
Doch sie kämpfte um jede Position und kam somit auf Platz 32 ins Ziel. Damit verpasste Finnja beim Sieg von Line Burquier aus Frankreich vor der Schweizerin Monique Halter und Sina van Thiel aus dem Allgäu die Punkteränge nur knapp – und darf sich über dieses tolle Ergebnis freuen. Finnjas Devise für die nächsten Trainingseinheiten lautet jetzt, die Startperformance weiter zu verbessern.

Ralf Schäuble Stark: Finnja Schmid kämpfte sich in Albstadt Runde um Runde über zwanzig Plätze nach vorne.
U23-Fahrer Pirmin Sigel hatte sich vorgenommen, im Rennen alles auf eine Karte zu setzen und mutig den Gashahn aufzudrehen. Im 140 Starter zählenden Feld startete er von Platz 50 auf die sehr berglastige Strecke. Pirmin kam gut aus der Startrunde, konnte sich im Lauf der ersten Rennrunde zügig vorarbeiten und kam auf Platz 38 aus der zweiten Runde.
Um Kräfte zu sparen, nahm Pirmin etwas Geschwindigkeit raus und fuhr ein kontrolliertes Rennen um Position 40. In diesem Weltklassefeld kam es immer wieder zu harten Positionskämpfen um jeden Meter. Die impulsive Fahrweise forderte von Pirmin offenbar ein paar Körner zu viel. Er verlor in der letzten Runde wieder einige Plätze und fuhr am Ende als 53ter ins Ziel.

Niklas Hartmann Zu viel Reibung: U-23-Fahrer Pirmin Sigel verlor im harten Positionskampf Energie und musste in der Schlussrunde wieder ein gutes Dutzend Fahrer vorbei ziehen lassen.
In diesem Rennen konnte Pirmin für sich sehr viele positive Erkenntnisse gewinnen, auch wenn er mit der Endplatzierung selbst nicht wirklich zufrieden war. Die Leistungsentwicklung in den letzten Wochen geht aber auf jeden Fall in die richtige Richtung. Der Sieg ging an den Kanadier Carter Woods, der knapp vor dem amtierenden deutschen Meister David List über die Ziellinie fuhr.
Die nächsten beiden Renn-Highlights stehen erfreulicherweise schon vor der Tür: der Weltcup im tschechischen Nove Mesto na Morave am kommenden Wochenende und das Rennen in Zadov, ebenfalls in Tschechien, eine Woche danach.