Stefan Frey
· 30.11.2022
Auch wenn vielen die Marke Unparallel noch kein Begriff sein dürfte, haben die Kalifornier doch bereits 20 Jahre Erfahrung in der Schuh-Branche. Mit dem Unparallel Up Link bringen die ehemaligen Five Ten Entwickler einen komfortablen MTB-Schuh für den Trail- und All-Mountain-Einsatz auf den Markt. Wir konnten den Up Link für Klick-Pedale bereits ausgiebig testen.
Dass eine Unternehmensübernahme nicht immer nur positive Aspekte mit sich bringt, dürfte wohl jedem klar sein. Und so schien es auch einigen Five-Ten-Mitarbeitern bei der Übernahme durch den Sportartikel-Riesen Adidas ergangen zu sein. Die gründeten kurzerhand ihr eigenes Unternehmen mit Sitz in Kalifornien, Unparallel. Ihr Know How aus 20 Jahren Schuh-Entwicklung hatten sie dabei wohl auch im Gepäck und so verwundert es nicht, dass sich im neuen Sortiment von Unparallel sowohl Kletter- als auch MTB-Schuhe befinden.
Für den Up Link MTB-Schuh verwenden die Kalifornier zwei unterschiedliche Gummimischungen. An der Außenseite kommt das etwas härtere RH Rubber zum Einsatz, welches eine hohe Shore-Härte aufweist und besonders guten Schutz gegen Abrieb bieten soll. Auf der mittleren Profilfläche setzt Unparallel auf das weichere und vibrationsdämpfende VD Rubber. Eine EVA-Zwischensohle im Fersen- und Zehenbereich soll eine gute Kraftübertragung auf die Pedale ermöglichen und gleichzeitig ein angenehmes Gefühl beim Laufen vermitteln.
Beim ersten Griff in die Verpackung merkt man gleich: Hier hat man es nicht mit einem Leichtgewicht, sondern mit einem stabilen und soliden Schuh für den technischen Trail-Einsatz zu tun. Robustes, nahezu nahtlos verarbeitetes TPU mit abriebfester Beschichtung an Zehen- und Fersenbereich, dick gepolstertes Knöchel-Areal sowie eine etwas dickere und gut dämpfende Sohle. Damit liegt der Unparallel Up Link beim Gewicht deutlich entfernt von beispielsweise einem Specialized 2FO Cliplite, aber auf ähnlichem Niveau wie der Crankbrothers Mallet Speedlace, der in unserem letzten Trail-Schuh-Test in BIKE 4/22 einen Tipp abstauben konnte.
Beim Verschluss setzt Unparallel auf Bewährtes. Auch wenn die klassische Schnürung etwas aufwändiger ist, als etwa ein Boa-Drehverschluss, lässt sich der Bike-Schuh so doch recht gut an den Fuß anpassen. Ein breiter Klettverschluss gibt den Füßen zusätzlichen Halt und sorgt dafür, dass die Ferse auch beim Ziehen am Pedal sicher im Up Link verankert ist.
Schön zu sehen, dass sich der Hersteller auch um die Nachhaltigkeit Gedanken macht. So stehen die Füße nicht einfach auf einer 08/15-Einlage, sondern auf einer hochwertigen Ortholite-Recycled-Einlegesohle, die aus Produktions-Abfällen hergestellt wird.
Generell ist der Unparallel Up Link in Größen zwischen 34 und 48,5 erhältlich, was einen wirklich großen Bereich abdeckt. Dass es im europäischen Maß nicht alle Zwischengrößen gibt, zum Beispiel 45,5, liegt wohl an der Orientierung an den US-Größen. Insgesamt fällt der Up Link als MTB-Schuh recht normal aus, sodass man guten Gewissens zu seiner Standard-Größe greifen kann. Gerade der Zehenbereich ist aber etwas voluminöser, wie etwa beim Crankbrothers Mallet, sodass Fahrer mit einem flachen Spann etwas Halt im vorderen Bereich vermissen könnten.
Als besonders komfortabel hat sich die großzügige Polsterung rund um die Knöchel erwiesen. Auch bei längeren Ausfahrten sind hier keine Druckstellen zu erwarten. Dass Unparallel den Klickpedalen-Schuh als gut belüftet beschreibt und besonders auch für warme Tage empfiehlt, können wir nicht ganz nachvollziehen. Das nahezu geschlossene Obermaterial lässt kaum Zugluft an die Füße. Auch die Zunge ist nur minimal perforiert, wodurch es an heißen Tagen schon mal schwitzig wird im Up Link. Bei matschigen Bedingungen ist das robuste Obermaterial dann aber wieder klar im Vorteil und trotzt selbst gröberen Spritzwasser-Attacken.
Bei der Steifigkeit liegt der Up Link in etwa auf einem Niveau mit den Mallets. Das heißt, die Sohle ist steif genug für lange Ausfahrten über Trails, bietet aber genügend Flex für technische Passagen. Gerade in Verbindung mit einer etwas größeren Plattform am Pedal funktioniert die flache Sohle recht gut und gibt einen sicheren Stand.
Aufgrund des recht tiefen Cleat-Kanals hatten wir Anfangs leichte Probleme beim Einklicken mit Crankbrothers-Pedalen. Eine Distanzplatte unter den Cleats konnte allerdings Abhilfe schaffen. Das Einklicken mit Shimano-Cleats stellte dagegen kein Problem dar. Wie auf den Bildern unschwer zu erkennen ist, wurden die Up Link MTB-Schuhe auch mit Magped-Pedalen gefahren. Hier war die Abstimmung etwas aufwändiger und es waren zwei 2-Millimeter-Platten nötig, um den optimalen Abstand zwischen Schuh und Pedal herzustellen.
Auch wenn das weiche Polster und der großzügige Schnitt viel Komfort spenden, bei Antritten im Wiegetritt ist die Passform nicht ganz optimal – leicht wackelig und etwas schwammig stehen die Füße im Schuh.
Besonders abseits des Pedals macht sich die flache Sohlenkonstruktion bemerkbar. Hier rollt der Up Link schlechter ab, als etwa der Crankbrothers Mallet mit seiner deutlich vorgebogenen Sohle. Und auch beim Grip konnte der Unparallel nicht ganz überzeugen, woran weniger das Gummi an sich, als das Design des Profils Schuld hat. Zwei große V-Förmige Einkerbungen vorne und drei an der Ferse sollen sich mit dem Gelände verzahnen. Was besonders bei feuchten Bedingungen nur schlecht funktioniert. Und so rutscht man beim Schieben des Bikes schon mal schneller als gewohnt auf einer Wurzel oder einem Felsen weg.
Alles in allem ist der Up Link ein gelungenes Debut für die neue Marke Unparallel. Gute Passform, viel Komfort und eine ordentliche Kraftübertragung sind die Stärken des Kaliforniers. Beim Handling auf dem Pedal und vor allem in Schiebe- oder Tragepassagen kann der Up Link aber nicht ganz mit vergleichbaren Modellen wie dem Crankbrothers Mallet oder einem Fizik Gravita Tensor mithalten. Der günstige Preis von 149,90 Euro spricht dann allerdings wieder für den MTB-Neuling.