BIKE Redaktion
· 02.02.2023
Stillstand ist Rückschritt. Und so erfindet sich auch die Mountainbike-Branche stetig neu. Eine Detailverbesserung hier, ein neues MTB-Bauteil dort. Wir haben die aktuellsten Errungenschaften für 2023 aus den Entwicklungsabteilungen geordert und einem ersten Test unterzogen.
Alternativen auf dem Mountainbike-Schaltungsmarkt sind so selten wie kalifornische Schweinswale, und so richtig hat noch kein Hersteller die Vorherrschaft von Shimano und Sram ins Wanken bringen können. Könnte Sunrace so ein Kandidat sein? Seit gesprengte Lieferketten den Nachschub an Komponenten ins Stocken brachten, sieht man die preiswerten Kassetten der Taiwanesen immer häufiger in freier Wildbahn. Jetzt hat Sunrace sein Sortiment erweitert und liefert einen kompletten Zwölffach-Antrieb samt passender Kurbel fürs MTB. Beim Gewicht liegt die Gruppe mit 1913 Gramm zwischen Shimanos SLX und Srams NX. Wobei vor allem die Kurbel mit 722 Gramm einen großen Teil dazu beiträgt. Das Schaltwerk verfügt, ähnlich wie die Konkurrenz, über einen zuschaltbaren Reibungsdämpfer. Eine Anzeige am Schaltwerkskäfig hilft beim Setup. Die Kassette wiegt mit ihren 11– 51 Zähnen 505 Gramm und wird auf einem Shimano-HG-Freilauf montiert, was vor allem für Elffach-Umsteiger interessant sein dürfte.
Die Schaltlogik am etwas billig wirkenden Hebel ist gewöhnungsbedürftig: Hoch wandert die Kette maximal drei Gänge auf Daumendruck, runter geht’s nur per Zug mit dem Zeigefinger und dann auch nur ritzelweise. Das ist nicht nur ungewohnt, sondern auch nicht ganz ungefährlich. Um bergab zu schalten, muss man den Finger von der Bremse nehmen. Abgesehen von einer leicht verzögerten Schaltreaktion und dem wenig definierten Schaltgefühl an den kleinen Hebeln, klettert die Kette erstaunlich flüssig über die Ritzel, auch unter Last. Lediglich aufs größte Ritzel lässt sich die Kette etwas bitten, hier endet die Begrenzung des Schaltanschlags zu früh. Ob sich die Sunrace MTB-Schaltung als Alternative zu den Marktführern etabliert, dürfte auch am Preis liegen. Ein Upgrade-Kit (ohne Kurbel) der bewährten SLX bekommt man aktuell für 300 Euro. Über den Einstiegssektor hinaus dürfte man die Sunrace MZ 12-Speed Schaltung somit wohl erst mal nicht sehen.
Einmal nicht aufgepasst, das Mountainbike am abgesenkten Sattel angehoben, und schon hat die Teleskop-Sattelstütze Luft gezogen. Entlüften ist dann der einzige Weg, die Funktion wiederherzustellen. Dieses Problem will Wolf Tooth mit der neuen Resolve Dropper Post umgehen und hat eine automatische Entlüftungsfunktion ertüftelt. Bei jeder Absenkung wird im System vorhandene Luft automatisch aus der Kartusche gedrückt. Das funktioniert im Test bisher überraschend gut. Zieht man die Variostütze am Sattel heraus, steht sie nach wenigen Absenkvorgängen wieder stabil in der Ausgangsposition. Auch sonst gefällt die Wolftooth Resolve Dropper mit cleveren Details: Der Abstand zwischen Sattelaufnahme und Tauchrohr beträgt nur 32 Millimeter, was eine geringe Bauhöhe gewährleistet. So kann man auch an kleinen Rahmen viel Hub herausholen. Über Spacer lässt sich der Hub zudem in Fünf-Millimeter-Schritten anpassen. Wolftooth bietet sämtliche Einzelteile separat, so lässt sich ein Defekt leicht beheben. Der schick gefräste und geriffelte Light Action Lever drückt sich butterweich und ist als Direct-Mount-Hebel für die wichtigsten Bremsenhersteller lieferbar. Auch beim Gewicht punktet die Wolf Tooth Resolve Dropper Post und liegt gut 30 Gramm unter vergleichbaren Modellen von Fox und Rockshox.
Mit der Spinshield knüpfen die Italiener an den Style der 80er-Jahre an. Die verspiegelte Panoramascheibe mit dem leicht abfallenden Rahmen erinnert an das klassische Porsche-Design, schützt optimal vor Zugluft und bietet ein riesen Sichtfeld. Auch die Verarbeitung stimmt bei der Rudy Project Spinshield-Brille. Bei der Ausstattung hat Rudy Project jedoch gespart. Zwar sind Bügel und Nasensteg angenehm gummiert, aber nicht verstellbar. So passt die Spinshield-Sonnenbrille vor allem auf Gesichter mit schmalen Nasen und großem Abstand zu den Ohren. Ansonsten rutscht die MTB-Brille wegen der langen Bügel über den Nasenrücken. Die hier gezeigten Scheiben eignen sich nur für wirklich sonnige Tage. Allerdings gibt es die Spinshield in fünf weiteren Tönungen sowie in einer photochromatischen Version.
Um die neuste Nabengeneration so haltbar und leichtgängig wie möglich zu konstruieren, setzt Stans auf die Kraft von Magneten. Statt der üblichen Federn sorgen bei den Stans M-Pulse-Naben Neodym-Magnete dafür, dass die Sperrklinken in die Zähne des Ratschenrings greifen. Ziehen statt drücken, ist hier das Motto. Das Gute an den Magneten: Sie können weder ermüden noch brechen wie Federn. Zudem ist ihre Anziehungskraft am geringsten, wenn der Abstand zum Ratschenring am größten ist, was wiederum die Reibung reduzieren soll. Mit hochwertigen Dichtungen und Enduro-Lagern ausgerüstet sollen die Naben den Zahn der Zeit überdauern.
Die Laufräder komplettiert Stans mit der bewährten Flow-MK4-Felge mit 30-Millimeter-Maulweite. Die asymmetrische Bauweise ermöglicht gleichlange Speichen auf beiden Seiten – angenehm bei Defekten. Daraus ergibt sich eine solide Basis für Trail- und Enduro-Einsätze. Die 216 Eingriffspunkte der Stans M-Pulse-Nabe ermöglichen einen Eingriffswinkel von gerade mal 1,66° – was sich in einem sehr direkten Antrieb widerspiegelt. Kraftverlust beim Treten? Gibt’s hier nicht. Die Felge fährt sich im positiven Sinne unauffällig, also weder zu weich, noch zu steif. Das angriffslustige, aber nicht zu aufdringliche Surren des Freilaufs gibt es bei den 949 Euro teuren Laufrädern gratis dazu. Die Naben sind mit XD-, HG- sowie Microspline-Freilauf zu haben.
MTB-Pedale gibt es in allen Ausführungen und Preisklassen. Aus Alu und Kunststoff, für 50 Euro oder das Doppelte. Was es bisher nicht gab: Made-in-Germany-Pedale mit individueller Optik. Der Mann hinter dem neuen Label Haig Rip heißt Hubert Ruff, ist Werkzeugmacher-Meister und lebt in Baden-Württemberg. Seine aus Alu gefrästen Pedale kommen mit doppelt gedichteten Nadellagern und zwölf Pins pro Standfläche. Die sechs möglichen Eloxalfarben sind frei kombinierbar für die Alu-Körper und jedes einzelne Pins. Im Test hinterließen die Pedale einen guten Eindruck. Die Kaufargumente sind aber weniger Funktion und Gewicht, sondern die Custom-Optionen sowie die 100-prozentige Made-in-Germany-Fertigung. Sie sind bisher nur über den Instagram-Account zu beziehen.
Eine Schweizer Firma Eyerex will die Sportbrille revolutionieren und zwar mit Hilfe eines Lichtsensors und einer photoelektrischen Scheibe. Der Sensor misst das vorhandene Licht und gibt die Information an die Scheibe weiter. Diese dunkelt dann innerhalb einer Zehntelsekunde ab – stufenlos und ohne weitere Stromquelle. Bisher brauchten selbsttönende Gläser mehrere Minuten für diesen Vorgang, die Eyerex eShades schafft es binnen eines Wimpernschlags. Während der Fahrt geschieht das so unauffällig, dass man nur etwas davon mitbekommt, wenn man direkt in die Sonne blickt. Ansonsten passt sich die Tönung stets automatisch der Umgebung an – faszinierend. Auch wenn die 300-Euro-Brille optisch und qualitativ nicht mit den besten am Markt mithalten kann, ist die Funktion der Scheiben eine echte Innovation.
Fazit von Stefan Frey, BIKE-Testredakteur:
Die photoelektrische Technologie der Eyerex-Brille macht selbsttönende Scheiben endlich auch für schnell wechselnde Lichtbedingungen interessant. Auch andere Hersteller haben kürzlich ähnliche Systeme vorgestellt. Knackpunkte der eShades sind aktuell noch Optik, Qualität und der hohe Preis.
Das Gravelbike ist so etwas wie der Zwitter der Zweiräder – halb Rennrad, halb Mountainbike. Auch der neue SQlab 614-Ergowave-Gravel-Sattel ist so ein Zwischenwesen. Er besitzt die schlanke Form des Rennradsattels, um den Beinen maximale Bewegungsfreiheit zu bieten, gleichzeitig aber etwas mehr Polsterung, damit auch Stöße in leichtem Gelände effektiv gedämpft werden. Die klassische SQlab-Stufe und eine Vertiefung in der Mitte entlasten den Dammbereich. Klingt für uns nach dem perfekten Sattel für intensive Stunden auf dem Racebike. Was sich auf dem Trail auch bewahrheitet: Die spezielle Active-Dämpfung im Sattelgestell erhöht spürbar den Komfort, das nach hinten erhöhte Heck gibt bei harten Antritten guten Halt, und selbst wuchtige Racer-Schenkel schleifen nicht unangenehm an den Sattelflanken. Vielleicht ist der SQlab 614 Ergowave also doch kein Zwitter, sondern einfach nur ein ziemlich guter Race-Sattel.
Kinder wollen vor allem eins: Spaß und noch mehr Spaß. Egal ob im Bikepark, auf den Trails oder dem Pumptrack. Weil Sicherheit dabei entscheidend ist, liefert Abus mit dem You-Drop ff jetzt den passenden Helm für jede Gelegenheit. Mit weniger als 450 Gramm ist er leicht genug, um die Nackenmuskulatur der Kids nicht überzustrapazieren. Der Kinnbügel schützt optimal im Ernstfall. Aus eigener Erfahrung fallen Kinder besonders gerne Kopf voraus! Für ungefährlichere Abenteuer lässt sich der Bügel aber auch einfach per Knopfdruck abnehmen. Schon verwandelt sich der Abus YouDrop ff in einen leichten Openface-Helm. Clever: Das Visier ist per Klett montiert und fliegt im Sturzfall einfach ab. Schön wäre ein Magnetverschluss, den auch kleine Biker zuverlässig bedienen können. Die Einheitsgröße 48–55 passt locker bis ins Jugendalter.
Unglaubliche 10.000 Lumen verspricht der schwedische Premiumhersteller Silva bei seiner neuen Helmlampe Spectra. Dank der acht Power-LED, die in dem großflächigen Gehäuse stecken, begeistert vor allem die extreme Streubreite des Lichts, das per Fernbedienung in fünf Helligkeitsstufen gedimmt werden kann. Für die Ferne könnte die Spectra aber sogar noch etwas mehr Power vertragen. Durch den großen und mit der Halterung recht hoch und schwer bauenden Lampenkopf (253 Gramm) ist die Spectra A jedoch nur bedingt für den Einsatz am MTB-Helm geeignet. Man bleibt durch die exponiertere Position leicht an Ästen hängen und muss den Helm für einen wackelfreien Sitz extrem eng schließen. Durch die optionale Lenkerhalterung (25 Euro) ist die Spectra A am Lenker wesentlich besser aufgehoben. Die Leuchtdauer beträgt mit dem 96-Wh-Akku bei voller Leistung bis zu drei Stunden.
Um ganze 19 Prozent wollen die Syncros-Ingenieure die neuen Revelstoke-Laufräder im Vergleich zu den Vorgängern erleichtert haben. Dabei stand besonders die Carbon-Felge im Fokus. Ein flacheres Design und verstärkte, hakenlose Flanken sollen die Seitensteifigkeit der 30 Millimeter breiten Felge erhöhen und sie besser gegen Durchschläge wappnen. Ganz nebenbei soll sich dadurch auch die für die Beschleunigung entscheidende rotierende Masse verringern. Allerdings tragen auch die leichten 240er-Naben und Aerolite-Speichen von DT Swiss ihren Teil dazu bei. Mit 1540 Gramm liegen die sündhaft teuren Syncros Carbon-Laufräder zwar knapp über der Herstellerangabe, sorgen aber im angedachten Einsatzbereich dennoch für ein agiles Fahrverhalten. Trotz der montierten 2,6 Zoll breiten Maxxis-Schlappen lassen sich die ausschließlich in 29 Zoll erhältlichen Rundlinge noch gut beschleunigen. Ob der geringfügige Zugewinn an Agilität in dieser Bike-Kategorie eine derart teure Investition rechtfertigt? Vermutlich ist für die meisten Biker die etwas günstigere Version mit DT-Swiss-370-Naben und Syncros-Speichen, ohne das S am Ende, die vernünftigere Wahl. 150 Gramm Mehrgewicht stehen hier einem Preisvorteil von 800 Euro gegenüber.
Fazit von Max Fuchs, BIKE-Testredakteur
Keine Frage, die Syncros Revelstoke-Laufräder sind für den angedachten Einsatzbereich schon richtig leicht. Doch so viel Geld geben viele gerade mal für ein Komplett-Bike aus. Hinzu kommt, dass es sich bei Naben und Speichen von DT Swiss zwar um hochwertige Bauteile, aber immer noch um Stangenware handelt. Berechnet man die jeweiligen Einzelpreise, bleiben für die Felge fast 2000 Euro übrig. Der Gewinn an Fahrqualität steht hier in keinem Verhältnis zum aufgerufenen Preis.
Edel, farbenfroh und vor allem bissig – das bringt Wolftooths neue Pedalkollektion Waveform auf den Punkt. Erhältlich sind zwei verschiedene Größen. Bei unserem Testmuster handelt es sich um die größere Ausführung. Die Eckdaten: 106 Millimeter breit, 112 Millimeter lang und 384 Gramm schwer. Elf Pins je Seite säumen die Ränder sowie die Achse. Der Pedalkörper aus Aluminium ist konkav gefräst, sodass durch die geringere Höhe in der Mitte das Gefühl entsteht, als würde man den Fuß ins Pedal setzen und nicht nur draufstellen. Gepaart mit der üppigen Standfläche bieten die Wolftooth Waveform Pedale erstklassigen Halt und genügend Platz, um den Fuß umzupositionieren. Gut für Fahrten im Winter: Dank der minimalistischen Bauart und den glatten Oberflächen setzt sich weder Schlamm noch Schnee zwischen Pedalen und Schuhen fest.
Ospreys erster Protektorrucksack, Raptor Pro, punktet mit hohem Tragekomfort, sicherem Sitz und cleveren Details, wie der Lid-Lock-Helmhalterung, dem extra Trinkblasenfach mit Magnethalterung für den Trinkschlauch und sauber laufenden Kompressionsriemen. Neben dem großen Hauptfach mit weiteren Unterteilungen nehmen auch die Taschen an den Hüftflügeln einiges an Zubehör auf. Ergonomisch geformte Träger und die strukturierte Rückenplatte schmiegen sich sauber an den Träger an, was einen sicheren Sitz im Gelände, dafür aber etwas wenig Belüftung zur Folge hat. Die Unterbringung des Werkzeugs im Bodenfach ist erfrischend anders als bei den üblichen Kandidaten auf dem Markt, aber nicht ganz zu Ende gedacht: Die integrierte Werkzeugrolle senkt zwar den Schwerpunkt, bietet aber nicht ausreichend Platz für eine umfassende Touren-Ausrüstung, geschweige denn eine Mini-Pumpe. Dank der robusten Materialen dürfte der Osprey Raptor Pro so manchen Sturz heil überstehen und mit D3O-Level-1-Protektor auch noch seinen Träger vor Verletzungen schützen. Bei einem Preis von 240 Euro hätten wir uns auf jeden Fall noch eine Regenhülle bei der Ausstattung gewünscht.
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