BIKE-KOMPONENTEN UND ZUBEHÖR6 leichte Integralhelme im Test

Laurin Lehner

 · 24.02.2017

BIKE-KOMPONENTEN UND ZUBEHÖR: 6 leichte Integralhelme im TestFoto: Wolfgang Watzke
6 leichte MTB-Integralhelme im Test | st

Ein gewöhnlicher Helm liefert bei steilen und verblockten Abfahrten nur wenig Schutz. Macht nichts! Die Industrie hat bereits ein neues Ass im Ärmel – leichte Helme mit ansteckbaren Kinnbügeln.

Neben klassischen Halbschalen-Helmen für Enduro-Biker gibt es neuerdings auch Fullface-Helme – also leichte MTB-Integralhelme – die mit ihrem Kinnbügel das Kinn und das Gesicht im Falle eines Sturzes noch besser schützen sollen. Bei vielen Modelle am Markt lässt sich der Kinnbügel auch abnehmen. Wir haben sechs solcher Integralhelme mit abnehmbarem Kinnbügel beim TÜV Rheinland getestet. Da die europäische Prüfnorm (EN 1078) für Fahrradhelme keine Prüfung der Kinnbügel vorsieht, haben wir den Kinnbügel separat im Kölner TÜV-Labor testen lassen. Dabei haben wir uns an der Norm für Motorradhelme (ECE 22) orientiert. Das Testprozedere sah folgendermaßen aus: der Kinnbügel bekam einen Schlag auf dem Prüfamboss ab, allerdings mit reduzierter Geschwindigkeit (16,5 km/h). Die Testergebnisse haben uns überrascht: von „mit Schwächen“ bis „super“ war alles dabei. Bei den sechs getesteten MTB-Helmen mit abnehmbarem Kinnbügel können wir nur drei Modelle wirklich empfehlen.

Unser Fazit: Die Integralhelm-Optik gaukelt ein Sicherheits-Plus oft nur vor.

Alpina bewirbt den King Carapax mit den Worten: „Perfekt geschützt beim Downhill“. Ob er hält, was er verspricht, zeigt unser Test.
Foto: Wolfgang Watzke

Diese Enduro-Helme finden Sie im Kurztest:

Wie haben wir die Integralhelme getestet?

Die Prüflabor des TÜV-Rheinland wurde jeder Helm auf einen speziellen Prüfkopf geschnallt. Dieser Metallkopf ist mit Beschleunigungssensoren ausgestattet. Beim Aufprall darf der in der Norm festgelegte Grenzwert von 250 g nicht überschritten werden. Beim ersten Test fällt der Prüfkopf im flachen Aufprallwinkel auf eine Stahlplatte – als würde sich ein Mountainbiker im Seemannsköpfer senkrecht in den Boden bohren. Die Aufprallgeschwindigkeit liegt bei 19,5 km/h. Beim zweiten Schlag fällt der auf den Prüfkopf geschnallte Helm seitlich auf einen keilförmigen Amboss – allerdings mit reduzierter Geschwindigkeit (16,5 km/h). Dieser Schlag soll der Realität am nächsten kommen und den Sturz auf einen Felsblock oder eine Bordsteinkante simulieren.

Foto: Stefan Frey
Foto: Stefan Frey

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Alpina King Carapax

Alpina ist selbstbewusst, was ihren sehr leichten King Carapax angeht. Auf der Homepage heißt es: "Perfekt geschützt beim Downhill". Die TÜV-Laborwerte sehen die Downhill-Tauglichkeit allerdings kritisch. Der abnehmbare, dünne Kinnbügel bietet bei harten Enduro-Stürzen nur wenig Schutz. Kurz: Im Labortest erzielt der King Carapax nur Mittelwerte. Beim Tragekomfort gefällt der Helm schon besser und glänzt mit guter Belüftung und geringem Gewicht.


Preis 180 Euro
Gewicht¹ 483 Gramm / S/M, L/XL
Sicherheit² 2 von 6 Punkten
Dämpfung² 186 / 106 / 302 g
Tragekomfort 6 von 6 Punkten

Enduro Helm Alpina King Carapax | axFoto: Wolfgang Watzke
Enduro Helm Alpina King Carapax | ax

BIKE-Testurteil MIT SCHWÄCHEN

Bell Super 2R Joyride

Der Bell Super 2R Joyride zählt zu den schwereren Helmen im Test (742 Gramm). Dafür ist er stabil. Im Labor­test erreicht der Bell gute Dämpfungswerte. In der Praxis trägt er sich sehr angenehm, ist gut belüftet und steckt voller sinniger Features – wie beispielsweise einem praktischen Verschluss für schnelles Abnehmen des Kinnbügels oder rausnehmbare Backenpolster. Kurz: sicherer Helm mit guten Details. Top!


Preis 250 Euro
Gewicht¹ 742 Gramm / S / M / L
Sicherheit² 4 von 6 Punkten
Dämpfung² 195 / 103 / 211 g
Tragekomfort 5 von 6 Punkten

Enduro Helm Bell Super 2R Joyride | deFoto: Wolfgang Watzke
Enduro Helm Bell Super 2R Joyride | de

BIKE-Testurteil GUT

Cratoni C-Maniac

Wow! Gerade mal 465 Gramm wiegt der Cratoni C-Maniac. Er ist der leichteste und günstigste Helm im Test. Leider jedoch auch der mit dem schwächsten Kinnbügel. Die Schlagdämpfung ist schlecht – so würde der Bügel bei einem harten Sturz leicht einknicken. Zudem hängt das Visier sehr tief und lässt sich nicht verstellen. Kurz: Die Stoßdämpfungswerte sind schwach. Der Tragekomfort, die Belüftung und die Passform dagegen sind Klasse.


Preis 100 Euro >> hier erhältlich*
Gewicht¹ 65 Gramm / S / M / L
Sicherheit² 2 von 6 Punkten
Dämpfung² 187 / 101 / 474g
Tragekomfort 6 von 6 Punkten

Enduro Helm  Cratoni C-Maniac | acFoto: Wolfgang Watzke
Enduro Helm  Cratoni C-Maniac | ac

BIKE-Testurteil MIT SCHWÄCHEN

MET Parachute

Der MET Parachute hat uns gefallen. Beim TÜV-Test schnitt der Helm bei der Dämpfungsprüfung des Kinn­bügels am besten ab. So pufferte er den Prüfschlag auf nur 99 g runter. Super! Anders als bei den meisten Helmen im Test, lässt sich der Kinnbügel allerdings nicht abnehmen. Mit seinen 700 Gramm ist der Helm dennoch leicht genug und liefert viel Tragekomfort. Details wie eine Visierverstellung und eine Halterung für die Goggle haben uns auch gefallen.


Preis 220 Euro >> hier erhältlich*
Gewicht¹ 700 Gramm / S / M / L
Sicherheit² 4 von 6 Punkten
Dämpfung² 162 / 134 / 99 g
Tragekomfort 5 von 6 Punkten

Enduro Helm  MET Parachute | teFoto: Wolfgang Watzke
Enduro Helm  MET Parachute | te

BIKE-Testurteil SEHR GUT

Urge Archi Enduro Veggie

Bei dem Helm hatte Race-Legende Fabien Barel seine Finger mit im Spiel. Der Helm besteht aus recycel­tem EPS und Leinfaser statt Glasfaser. Mit 968 Gramm ist er der schwerste Helm im Test. Genau wie beim MET-Helm, lässt sich auch hier der Kinnbügel nicht abnehmen. Bei der Kinnbügel-Schlagprüfung enttäuschte er – nur Mittelfeld. Gut: Der Helm sitzt satt am Kopf, und die Verarbeitung ist wertig. Die Belüftung könnte besser sein.


Preis 230 Euro
Gewicht¹ 968 Gramm / S/M, M/L
Sicherheit² 3 von 6 Punkten
Dämpfung² 209 / 107 / 248 g
Tragekomfort 4 von 6 Punkten

Enduro Helm Urge Archi Enduro Veggie | ieFoto: Wolfgang Watzke
Enduro Helm Urge Archi Enduro Veggie | ie

BIKE-Testurteil BEFRIEDIGEND

Uvex Jakkyl hde (BIKE-Tipp)

Der Helm mit dem eigentümlichen Namen "Jakkyl hde" ist unser Testsieger. Der Kinnbügel lässt sich schnell abmontieren und schützt zudem sehr eindrucksvoll. Bei unserer Stoßdämpfungsprüfung schnitt der Helm in Sachen Flach-, Kerb- und Kinn-Dämpfung (Mittelwert) am besten ab. Auch das Boa-Verstellsystem und die gute Belüftung haben uns gefallen. Kurz: Der Uvex hat im Labor- und im Praxistest am meisten überzeugt. Super!


Preis 200 Euro >> hier erhältlich*
Gewicht¹ S/M, L/XL
Sicherheit² 5 von 6 Punkten
Dämpfung² 142 / 96 / 147 g
Tragekomfort 5 von 6 Punkten

Enduro Helm  Uvex Jakkyl hde | deFoto: Wolfgang Watzke
Enduro Helm  Uvex Jakkyl hde | de

BIKE-Testurteil SUPER

¹ BIKE-Messung. ² Stoßdämpfungswerte bei TÜV-Rheinland: g-Werte: flach/Kerb/Kinn (je niedriger der Wert, desto besser). Der Dämpfungswert des Kinnbügels fiel hierbei besonders ins Gewicht.

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