Wir Fahrradfahrer stehen im Winter vor einem Dilemma: Kalte Finger sind der absolute Killer für jede Mountainbike-Tour oder für die Pendelfahrt zur Arbeit. Bremsen, schalten, lenken – all das läuft dann wie in Zeitlupe. Unangenehm und zudem auch gefährlich. Das Problem dabei: Handschuhe mit dicker Polsterung halten die Finger zwar auch bei frostigen Temperaturen warm, doch das Griffgefühl geht dabei schnell verloren. Winterhandschuhe mit geringerer Isolation, die noch einen guten griff an Lenker, Brems- und Schalthebeln ermöglichen, halten dagegen selten richtig warm.
Wer selbst bei richtig kalten Temperaturen noch aufs Fahrrad steigt und gerne auch mal mit dem Fahrrad in die City oder zur Arbeit pendelt, der ist in diesem Artikel genau richtig. Wir haben acht richtig dicke Winterhandschuhe getestet und zeigen, welcher eure Finger warm und trocken hält.
Auch wenn die meisten Hersteller ihren Handschuhen zumindest wasserabweisende Eigenschaften attestieren – im Spraytest konnte kaum eines der Modelle wirklich überzeugen. So wird Feuchtigkeit, egal ob Nebel, Niesel oder Graupel, meist direkt vom Obermaterial aufgenommen, was die Auskühlung der Finger beschleunigt. Wer seine Handschuhe regelmäßig mit einer umweltfreundlichen Imprägnierung (z. B. Nikwax Handschuh-Imprägnierung, 9 Euro) behandelt, kann ihre Leistungsfähigkeit bei schlechtem Wetter noch einmal deutlich verbessern.
Bei Winterhandschuhen steht man vor einem Dilemma: Richtig warme Modelle geben selten ein direktes und angenehmes Griffgefühl. Mit dünnen Exemplaren hat man zwar das Bike besser im Griff, aber auch schnell kalte Finger.
Gut gepflegte Handschuhe funktionieren nicht nur besser, sie halten auch länger. Modelle ohne Leder können regelmäßig in der Maschine bei 30 Grad gewaschen werden. Zuvor sollten Sie die Klettverschlüsse schließen oder die Handschuhe in ein Wäschesäckchen stecken, damit keine andere Kleidung beschädigt wird. Nach der Wäsche oder dem Tragen die Handschuhe aufhängen oder auslegen und an der Luft trocknen lassen. Handschuhe gehören auf keinen Fall in den Wäschetrockner. Auch Weichspüler sind tabu. Lederhandschuhe dürfen weder in der Maschine gewaschen noch auf der Heizung getrocknet werden. Ein Imprägnierspray verbessert den Wetterschutz und hält Graupel oder leichten Nieselregen ab.
Atmen wir kalte Luft ein, erhöht das Gehirn den Blutfluss in der Nasenmuschel. Die Gefäße weiten sich und erwärmen die kalte Luft, bevor sie in die Lunge gelangt. Um die Schleimhäute dabei feucht zu halten, steigt auch die Sekretproduktion. Was wiederum bedeutet: Die Nase läuft und läuft. Damit das Nasensekret im Gesicht nicht zu Eiszapfen gefriert, braucht es entweder eine ausgefeilte Schneuztechnik (Experten schaffen es komplett ohne Finger) oder einen weich frottierten Wischdaumen am Handschuh. Der sollte zur absoluten Grundausstattung bei Winterhandschuhen gehören – was leider bei Weitem nicht jeder Hersteller in diesem Test beherzigt.
Wer nicht vorhat auch bei winterlichem Regenwetter aufs Bike zu steigen, sollte auf eine wasserdichte Membran im Handschuh lieber verzichten. Jede zusätzlich Schicht verschlechtert in der Regel auch die Passform des Handschuhs, das Handling sowie das Griffgefühl. Gerade an der Handoberfläche sind die Materialien dann häufig starr und unflexibel und erschweren den Griff um den Lenker oder die Bedienung von Schalt- und Bremshebel. Wenn die einzelnen Schichten nicht sauber miteinander verschweißt sind, leidet der sichere Griff am Lenker noch mehr – besonders unangenehm in technischem Gelände.
Mit dem Nokken liefern die Kaltwetterexperten aus Minnesota einen komfortablen Handschuh für Temperaturen bis zum Gefrierpunkt. Trotz des weichen Merino-Futters an der Innenhand gibt der Nokken ein direktes Griffgefühl. Schalt- und Bremsfinger sowie die Handfläche sind schön griffig, auf dem Trail stören letztlich nur die etwas wulstigen Nähte an den Fingern. Touchscreen-Finger, Nasenputzfläche und das lange Neoprenbündchen sind weitere sinnvolle Details. Das Softshell-Material ist leicht wasserabweisend, die Verarbeitung gibt keinen Grund zur Kritik.
Mit seiner weichen Polsterung und der guten Wärmeleistung ist der BBB ein Handschmeichler für kalte Tage. Dank der wasserdichten Membran hält der ProShield auch im Regen warm. Unter der Membran leidet jedoch die Flexibilität am Lenker, so spannt das Gewebe an der Oberhand, und die Bedienung von Brems- und Schalthebel wird erschwert. Das dicke Polster verrutscht beim Griff um den Lenker, und auch die Finger bieten nur wenig Grip. Beim An- und Ausziehen muss man sich durchs Futter arbeiten. Top Ausstattung, aber wenig trail-tauglich.
Auch wenn City auf dem Chiba drauf steht, steckt doch eine ordentliche Portion Gelände in ihm. Die Winterhandschuhe sind absolut wetterfest und hält die Hände auch auf Dauer warm. Regen kann dem City Liner ebenso wenig anhaben – dank integrierter Membran. Die Passform ist typisch Chiba extrem gelungen, der Handschuh stark vorgeformt, das Tragegefühl ist sehr angenehm. Das Kunstleder erzeugt viel Grip am Griff und ein gutes Gefühl beim Bremsen und Schalten. Nur das Innenfutter rutscht im technischen Gelände etwas am Griff, beim Rausschlüpfen hält es aber.
Der Siberian ist schon ein Klassiker im Craft-Sortiment und ein zuverlässiger Begleiter an richtig kalten Tagen. Nasses Wetter mag er allerdings nicht, das Material nimmt viel Feuchtigkeit auf. Unter dem dicken Futter leiden Passform und Griffgefühl, man fühlt sich wie in Watte gepackt. Die einzelnen Schichten gleiten aufeinander – unangenehm in technischem Gelände. Auch die Finger bieten nur wenig Grip an Schalt- und Bremshebel. Die Ausstattung mit Wischdaumen, Touchscreen-Finger und langem Bündchen mit Klettverschluss ist dagegen vorbildlich.
Solider Schlechtwetter-Winterhandschuhe für Temperaturen bis an den Gefrierpunkt. Der Einstieg in den bauschig gefütterten Handschuh ist etwas umständlich – trotz Klettverschluss. Sitzen erstmal alle Finger an der richtigen Stelle bietet der MT500 aber ein gutes und griffiges Gefühl am Lenker. Ausstattung und Verarbeitung sind gut. Leider nur in schwarz und ohne Reflex erhältlich.
Der C5 ist einer der wärmsten Handschuhe im Vergleich und leistet sich bei der Ausstattung kaum Schwächen. Wind- und wasserdicht, zudem dick gefüttert trotzt er den Elementen. Auch die Verarbeitung ist top. Beim Griffgefühl punkten aber andere Modelle. Der Griff um den Lenker ist wenig direkt, die einzelnen Schichten rutschen aufeinander, was vor allem im technischen Gelände stört. Für leichtes Gelände und extremes Wetter ist der Gore aber eine solide Wahl.
Die Dänen liefern einen soliden Allrounder, der sowohl bei Kälte als auch bei Regen schwer an seine Grenzen zu bringen ist. Die Passform ist für einen so dick gefütterten Handschuh erstaunlich gut, auch das Griffgefühl an den Armaturen geht in Ordnung, wenngleich man auch kleine Abstriche beim Schalten und Bremsen in Kauf nehmen muss. Besonders gut gefällt das lange bequeme Bündchen. Für einen wasserdichten Handschuh erstaunlich flexibel.
Roeckl schneidert einen hervorragend verarbeiteten und sauber geschnittenen Handschuh für kalte und regnerische Tage. Das Tragegefühl ist sehr gut, das Griffgefühl an Lenker und Armaturen könnte aber besser sein. Durch das Futter entsteht im technischen Gelände viel Bewegung im Handschuh. Ein etwas längeres Bündchen würde zur Jacke hin besser abschließen. Insgesamt ein top Modell für leichte Trail-Rides bei miesem Wetter. Es fehlt ein richtiger Wischdaumen.
DER Handschuh für mieses und – sorry – saukaltes Wetter. Bis zu fünf Schichten inklusive Membran und Primaloft-Futter sorgen für trockene und warme Hände. Eine spezielle Verschweißung bewirkt, dass die einzelnen Schichten nicht rutschen und das Tragegefühl für einen Handschuh dieser Dicke erstaunlich gut ist. Geschmeidiges Schafsleder gibt Grip am Lenker. Schalten, bremsen, Handy bedienen – alles problemlos möglich. Auch die Oberhand bleibt erstaunlich flexibel, und das Klettbündchen wärmt gleich noch den halben Unterarm. Fällt eher groß aus.