Marc Strucken
· 18.05.2023
Bleed aus dem Fichtelgebirge produziert nachhaltige Bekleidung. Dazu gehört auch eine wasserdichte Regenjacke fürs Fahrrad - ohne umweltschädliche Beschichtung, aus recyceltem Material hergestellt und das anfallende CO2 wird über kompensiert. Aber funktioniert die bleed Rainshell auch auf dem Bike? Wir haben es ausgiebig getestet.
“bleed” - bayerisch für blöd - finden wir als in München ansässige Redaktion die Regenjacke überhaupt nicht. Schon die Ausgangslage mit umweltfreundlicher Beschichtung, nachhaltiger Produktion und so weiter hatte uns interessiert, und wir wollten die Funktionsbekleidung aus Helmbrechts in Oberfranken testen. Natürlich steht “bleed” für den englischen Slogan der Firma: "we bleed for nature".
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Wir haben die bleed Rainshell zunächst einmal für den Einsatz im Sattel getestet. Dafür haben wir je ein Frauen- und Männermodell bekommen, die wir in den letzten - sehr regen- und teils schneereichen - Monaten mit auf unsere MTB-Touren, Gravel-Rides und täglichen Strecken zur Arbeit genommen haben. Schon bei der ersten Anprobe fällt aber auf: Das Männermodell fällt riesig aus. So geht die erste Jacke in Größe M wieder zurück und der Redakteur (1,72 cm große, 70 kg schwer) bekommt eine in S - was eher selten der Fall ist. Beim Frauenmodell sitzt die Jacke gut, fällt aber auch etwas weiter aus.
Beide Tester sagen daher einvernehmlich: “Die bleed Regenjacke sitzt angenehm locker. Man kann auch eine dünne Isolationsjacke unterziehen oder einen dicken Pulli.” Der Nachteil des legeren Schnitts merkt die rennaffine Testerin an: “Die ist nicht aerodynamisch, sondern bremst ziemlich, wenn man schnell fährt.” Der Schnitt scheint nicht ganz so passend für die nach vorn gebeugte Position auf dem Gravel- oder Rennrad. Auch auf dem XC-Flitzer rutscht die Jacke an den Schultern nach oben oder spannt etwas am Rücken. Bei moderateren Sitzpositionen macht die bleed Rainshell einen sehr guten Eindruck, auch kann man die Regenjacke ohne Probleme beim Wandern oder auf dem Weg zur Arbeit tragen.
Einig sind sich beide Tester wieder bei der versprochenen Wasserdichtigkeit von 10.000 mm. Auch wenn der Regen spätestens nach der ersten Wäsche der Regenjacke fast nirgendwo mehr abperlt, bleibt sie bis jetzt 100 % dicht. Das könnte ein Zugeständnis an die umweltfreundliche Imprägnierung sein, die frei von schädlichen Stoffen ist wie PFC und PTFE. Nicht zuletzt fühlt sich das Material angenehm weich, wenig raschelig und sehr haltbar an. Bei sehr kühlen Temperaturen fühlt man sich gut geschützt in der bleed Regenjacke - und auch bei heißer Action oder höheren Temperaturen ist die bleed sehr atmungsaktiv und es fühlt sich nicht so schwitzig darin an.
Die bleed Regenjacke ist auffällig unauffällig. Die rostrote Farbe ist noch am augenfälligsten. Ansonsten hat die Jacke keine Handytaschen, keine eingenähten Beutel oder Licht. Dafür aber einen praktischen verstellbaren Saum, um sie untenrum zuzuziehen, wenn’s kalt ist. Eine große Kapuze, die sich auch einstellen lässt und zwei Taschen mit Reißverschlüssen.
In der Praxis fällt dann auf, dass die Kapuze prima über den Helm passt - nur manche Brille stößt dann hinten innen an die Kapuze an. Testerin Sandra merkt an, dass die komplett geschlossene Kapuze das halbe Gesicht mit geschützt, was warm werden kann beim Treten. Tester Marc hingegen ist der Kragen zu eng, wenn der Reißverschluss bis oben gezogen ist.
Die flexiblen Ärmelbündchen lassen sich gut über die Handschuhe ziehen - oder schließen einfach sehr winddicht den Ärmel ab. Gut sind auch die Taschen. Sie sitzen recht weit oben, so dass Smartphone oder anderer Inhalt beim Pedalieren nicht an die Oberschenkel anstoßen oder in der Leiste zwicken.
Beide Tester mussten mit der Zeit allerdings feststellen, dass der wasserdichte Reißschluss vorn schwergängig wird.
Beiden Testern gefiel die bleed Regenjacke als täglicher Begleiter, aber auch für den harten Einsatz bei Dauerregen oder als Hardshell im Zwiebelprinzip. Die Passform ist für’s wirklich sportliche Biken nicht ganz optimal, für alle entspannteren Touren oder aufrechtere Sitzpositionen auf dem Fahrrad ist die bleed aber ein treuer - und vor allem nachhaltig produzierter Begleiter. Wie dicht sie nach 10 oder 20 Wäschen ist, muss sich noch zeigen. Aber zumindest gelangen dabei keine Giftstoffe in das Abwasser. Und auch für die Umweltbilanz der Produktion tun die Macher von bleed einiges.
>> Mehr zum Thema Nachhaltigkeit finden Sie in unserem Special: Wie wird Fahrradfahren noch besser für die Umwelt? <<
Tatsächlich lässt bleed die Materialien für seine Bekleidung in China produzieren. Wie geht das mit dem Thema Nachhaltigkeit zusammen? bleed selbst gibt dazu auf der Website Auskunft:
Wir können das im Rahmen dieses Tests der Regenjacke nicht überprüfen. Aber zumindest schafft das Unternehmen Transparenz darüber, woher die Stoffe kommen.
In Oberfranken, genauer gesagt in Helmbrechts, gründete 2008 der Skateboarder Michael Spitzbarth das Label bleed. Mittlerweile hat bleed über 10 Mitarbeitende. Nach eigenen Angaben ist die Firma eine der ersten Marken aus dem Sports- und Streetwear-Bereich, die zusammen mit dem Klimaschutzberater ClimatePartner eine komplett klimaneutral hergestellte Funktionsjacke produziert: die von uns getestete Regenjacke bleed Rainshell.
bleed verwendet für seine Kollektionen ausschließlich recycelte oder biologisch abbaubare Textilien, kontrolliert den Wasserverbrauch und nutzt Strom aus erneuerbaren Energien, um den CO2-Ausstoß so gering wie möglich zu halten. Die Regenjacke lässt bleed dennoch in China produzieren, was lange Transportwege bedeutet. In Zusammenarbeit mit ClimatePartner berechnen sie daher aber den ökologischen Fußabdruck, den die Herstellung hinterlässt und gleichen diesen aus durch die Unterstützung eines Waldschutzprojektes in Kenia.
bleed - 100% ECO, 100% FAIR, 150% YEAH! – das Motto der Marke bleed
Und weil Menschen nun mal im Internet bestellen und dabei Fehlkäufe passieren, sagt bleed von sich, dass retournierte Ware geprüft, gereinigt und wieder versandfertig gemacht werde. Mit ihrer nachhaltigen Mode hat bleed auch schon Awards gewonnen: