Stefan Frey
· 23.11.2015
Dämmstoffe für Winter-Biker: Diese Anziehteile lassen Väterchen Frost an verschlossene Türen klopfen. Zudem erklären wir die Vorteile des Zwiebelprinzips.
Sie wollen mit dem Bike zum Nordpol? Bitteschön. Der Wölvhammer kommt gerne mit. Seine Clickie-kompatible Vibram-Sohle orientiert sich an Bergschuhprofilen. Außen schützt stabiles Cordura vor Felskontakten. Die Sympatex-Membran hält zuverlässig Wasser draußen, und innen kuscheln sich die Zehen an flauschige 200 Gramm Thinsulate-Futter. Per Schnellschnürsystem und wasserdichtem Reißverschluss wird der Schuh geschlossen. In unseren Breiten besteht allerdings akute Gefahr, sich mit den Expeditions-Latschen ordentliche Schweißfüße einzufangen.
Bei klassisch wasserdichten Winterhandschuhen wird ein spezielles Inlay an wenigen Laschen in den Handschuh genäht. Es entstehen mehrere Schichten, die sich gegeneinander verschieben können, dadurch leidet das Griffgefühl am Lenker. Die OutDry-Membran im Pearl Izumi dagegen wird direkt innen auf die Außenschicht laminiert, da rührt sich nichts mehr. Obendrein halten die Fingerwärmer Wasser zu 100 Prozent fern.
Wer hätte gedacht, dass Wolle ein derartiges Comeback feiern würde? Aber die Vorteile liegen auf der Hand. Die feinen Fasern der Merino-Schafe kratzen kaum auf der Haut, halten den Körper angenehm warm und verhindern selbst nach Tagen, dass man riecht wie ein ranziger Bergkäse. Bei harten Belastungen transportiert das Material allerdings den Schweiß nicht schnell genug vom Körper weg und trocknet danach nur langsam wieder ab. Ansonsten ist Merino unser Tipp für kalte Wintertage.
In unserem letzten Winterbekleidungstest wärmten die locker geschnittenen Hosen deutlich besser als die klassischen Tights. Der Grund: Das Luftpolster zwischen Hose und Körper dient als prima Isolator. Kalter Fahrtwind prallt an der Gravit-Softshell-Hose zuverlässig ab. Das rechte Bein und den Hintern schützen abriebfeste Besätze. Beinabschluss und Bund können in der Weite verstellt werden. Und wenn sich im trüben Winter doch mal die Sonne blicken lässt, können Sie sich dank Lüftungsschlitze die Oberschenkel bräunen lassen.
Die Ausstattungsliste der Sionyx-Socken ist so lang, wie die des neuen Fünfer von BMW. Anatomisch geformte Spitze, funktionale Hohlfaser, elastische Bandagen im Knöchel und vieles mehr. Wer’s braucht. Wir finden die langen Strümpfe super, weil sie die Füße warmhalten. Was will man mehr, an eisigen Wintertagen?
Frieren ausgeschlossen. Der Kaltwetterwall von Pearl Izumi besteht aus einer herausnehmbaren Primaloft-Innenjacke, einer Softshell-Außenjacke und einer Softshell-Mütze. Daraus dürfte sich wohl für jede erdenkliche Wettersituation die passende Variante zusammenstellen lassen. Zudem wurde die Jacke auf die Bike-spezifische Haltung zugeschnitten. Zwei Taschen an der Brust und eine am Rücken nehmen wichtiges Zubehör auf. Mit einer 20000-Millimeter-Wassersäule hält die Jacke auch gröberen Schnee- und Regenattacken stand.
Dass bis zu 40 Prozent der Körperwärme über den Kopf verloren gehen, ist reiner Mythos. Fakt ist, dass in der Kopfhaut und im Gesicht relativ viele Nervenenden sitzen. Daher merken wir besonders schnell, wenn es dort kalt wird. Ebenso spüren wir die wärmende Wirkung einer Mütze besonders gut. Bei eisigen Temperaturen macht ein Modell mit Windstopper-Material auf jeden Fall Sinn.
Tragen Sie statt einer dicken Kleidungsschicht mehrere dünne Lagen. Somit können Sie flexibel auf verschiedenste Wetterlagen reagieren.
Erste Lage: Unterwäsche
Die erste Schicht hat keine leichte Aufgabe. Sie soll bei Kälte wärmen und bei Hitze kühlen. Sie soll den Schweiß vom Körper wegführen und schnell wieder abtrocknen. Idealerweise eignen sich dafür Kunstfasern wie Polyester und Polypropylen. Aber auch Merino-Wolle, oft in Kombination mit Synthetik-Gewebe, erfüllt diese Aufgabe. Meist aber bei eher kalten Temperaturen. Achten Sie darauf, dass die Unterwäsche körpernah sitzt.
Zweite Lage: Isolation
Kälteschutz ist die Aufgabe des sogenannten Mid-Layers. Je nach Außentemperatur kommt ein dünnes, elastisches Langarm-Shirt oder auch ein wärmendes Fleece zum Einsatz. Bei extremen Temperaturen lohnt sich auch der Griff zu Primaloft-Produkten. Die leichte, weiche Mikrofaser punktet mit hervorragenden Wärmeeigenschaften. An den Beinen erfüllt eine kurze bis lange, eventuell innen angeraute Radhose diese Aufgabe.
Dritte Lage: Windschutz
Als äußere Schicht eignen sich im Winter besonders gut Softshell-Jacken. Sie schützen vor Fahrtwind und halten auch leichten Schneefall oder Nieselregen stand. Außerdem verhindern sie, dass der Körper auskühlt. Auch an den Beinen kommt das funktionelle Material immer häufiger zum Einsatz. Bei wärmeren Temperaturen wird die dritte Lage zur zweiten. Auf Windschutz sollten Sie auch an milden Wintertagen nicht verzichten.
Vierte Lage: Nässeschutz
Das sogenannte Hardshell kommt erst bei extremen Bedingungen zum Einsatz. Bei heftigem Regen oder Schneefall schützen dampfdurchlässige, aber dennoch hundertprozentig wasserdichte Jacken vor der Überflutung. Wichtige Merkmale sind dabei abgeklebte Nähte und wasserdichte Reißverschlüsse. Erst dann bleibt das Wasser zuverlässig draußen. Eine Kapuze kann dafür sorgen, dass Wasser nicht von oben