Nachdem ich mich gestern gegen Ende etwas übernommen und „kontrolliert leergefahren“ hatte, war ich am Abend auf das Streckenbriefing zur zweiten Stage sehr gespannt. Ich wurde vom sehr engagierten, hiesigen Streckenchef nicht enttäuscht: auch für die Königsetappe des Carpathian MTB Epic 2018 hatte er sich wieder trickreiche Tragepassagen, felsige Uphills und sehr technische Downhills ausgesucht.

Streckenchef Razvan Juganaru, mehrfacher Nationaler Meister in verschiedenen Raddisziplinen.

Mein Plan war daher, diese Geschichte heil zu überleben und auf keinen Fall zu überziehen. Außerdem war mir nach dem gestrigen Tag klar, dass ich trotz des schwierigen Geländes meinen Speiseplan und Essrhythmus auf der Etappe unter allen Umständen einhalten muss.


Daher ging ich das Rennen recht langsam an und ließ die Spitzengruppe ziehen. Ab Kilometer fünf ging es schon in den ersten 1000-Höhenmeter-Anstieg, den ich mit wenig Watt hochgetreten bin. So ging es für mich dahin, bis ich mich an ein Hinterrad mit einem ähnlichen Rhythmus klemmen konnte. Diesen Rhythmus pedalierte ich einige Zeit mit, obwohl das Tempo fast zu langsam war. Mir fiel ein Gespräch von vor zwei Tagen mit Ariane Lüthi, der Führenden der Damenwertung, ein: „Versuche Kraft zu sparen und hol´ dir gute Momente in den Kopf.“ Kraft gespart hatte ich ja jetzt genug, daher entschloss ich mich, nun meinen Rhythmus zu treten. Bei Kilometer 13 kam der erste technische Downhill, in dem ich eine gute Gruppe mit einer genialen Linie erwischte – wir hatten richtig Spaß zusammen.
Schon ab Kilometr 25 ging es in den nächsten Anstieg, wo ich auf eine Sechser-Gruppe auffahren konnte, zwei andere Fahrer und ich wechselten uns mit der Führungsarbeit ab. So erreichten wir mit gutem Rhythmus die zweite Feedzone, in der ich mir dann Cola und eine Banane zum Speicherfüllen gönnte.
Mit einem Fahrer aus unserer Sechser-Gruppe konnte ich gut zusammenarbeiten und wir gingen zu zweit in den nächsten, echt extra-steilen Anstieg. Das Gelände war megaverblockt und nach ca. 15 Minuten war mein Begleiter weggeplatzt. Für mich ging es mit gutem Zug weiter voran und ich konnte jede Menge Leute einsammeln. So erreichte ich bei Kilometer 32 den höchsten Punkt der Etappe. Im nächsten, krassen Downhill konnte ich einiges an Zeit gutmachen und hatte die nächste Gruppe erreicht, ich kam weiter gut voran.

Trotz der guten Gruppe entschied ich mich, in der letzten Feedzone nochmal meine Speicher zu füllen – was sich ausgezahlen sollte, denn im darauf folgenden Downhill war ich schon wieder an der Gruppe dran! Dies war mir nur durch die Verpflegung möglich, die ich im nächsten 400-Höhenmeter-Anstieg auch gleich wieder verbrannte. Im supersteilen Anstieg saß der bis dahin Sechstplatzierte Andras Parti mit Plattfuß, bevor es für mich in den letzten Downhill ging.
Dann kamen die letzten zwölf Kilometer und der allerletzte Uphill, wo ich gut Pace machen konnte und nochmals einige Plätze gutmachte. Kurz kam mir der Gedanke, mein Tempo könnte vielleicht zu schnell sein, aber ich konnte gut hochziehen und kam auf Platz 14 nach einer Fahrzeit von 4:06 Stunden, mit 26:28 Minuten Rückstand auf den Sieger Peeter Pruus ins Ziel!


Fazit: Trotz schlechtem Start konnte ich gut zurückkommen und mental dran bleiben! Eine echt harte Etappe und mein Wild Edge hat super durchgehalten.
Morgen stehen nochmal 60 Kilometer und 2500 Höhenmeter an, dann heißt es ein letztes Mal Gas geben.
Ride clean,
Pirmin
Carpathian MTB Epic
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