

Test 2017: Liv Frauen-Bikes Pique & Hail
Erster Test: die neuen Frauen-Bikes von Liv
Für alle Bikerinnen, die sich am zu weiblich nach unten gebogenen Oberrohr beim Liv Intrigue gestört haben, gleich mal eine gute Nachricht vorweg: Der tiefe Einstieg ist weg. Die beiden neuen Frauen-Modelle von Liv kommen nun auch optisch in sportlicher Form daher. Beide Rahmen wurden nach dem Global Body Index speziell auf Frauen-Maße getrimmt und in der Highend-Version mit hochwertigen Komponenten bestückt. Mitgewirkt an der Entwicklung dieser beiden Mountainbikes für Frauen haben unter anderem die mehrfache Worldcup-Siegerin Leigh Donovan und die ehemalige Cross Country-Racerin Lindsey Voreis. Wir sind nach Sedona in Arizona geflogen und durften die beiden Lady-MTBs auf den Red Rock-Trails testen.
Liv Pique ersetzt das Lust
20 Millimeter mehr Federweg vorne und hinten wurden dem neuen Liv Pique spendiert. Mit den nun 120 Millimetern sollen aggressive Cross Country- und Trailbikerinnen angesprochen werden, die sich auch in gröberes Gelände wagen. Neu ist auch der Umlenkhebel aus Carbon, der in einem Hochdruck-Formverfahren hergestellt wurde. Er wiegt nicht nur die Hälfte seines Alu-Vorgängers, er soll auch um 50 Prozent steifer sein. Dazu passt der überarbeitete Maestro-Hinterbau. Durch die sogenannte Trunnion-Aufnahme des Dämpfers wurden die Kettenstreben verkürzt und der Schwerpunkt abgesenkt. Die Vorteile: eine verbesserte Effizienz und Agilität.

Das Pique Advanced 1 mit XT-Ausstattung und Fox-Fahrwerk ist in Deutschland das Top-Modell des neuen Liv Cross Country- und Trailbikes für Frauen.
Details/Ausstattung: Liv Pique Advanced 1
Rahmen: Carbon-Hauptrahmen/Alu-Hinterbau
Größen: XS, S, M, L
Gabel: Fox Float CTD Factory, 120mm, FIT4/120 mm
Dämpfer: Fox Float Factory/120 mm
Schaltung: 1x11 Shimano Deore XT
Bremse: Shimano Deore XT, 160-mm-Scheiben
Laufräder: 27,5''/Carbon
Nabe: Boost Hub Spacing
Lenker: 750 mm/Aluminium
Preis: 4299 Euro
Das Pique gibt es in sechs verschiedenen Versionen, das Pique SX/Advanced SX auch mit 140-Millimeter-Gabel. Das günstigste Alu-Modell Pique 3 ist ab 2099 Euro zu haben.
Erste Testfahrt mit dem Liv Pique Advanced 1
Schon beim Einstellen des Fahrwerks wird klar: Das Pique ist ein Leichtgewicht. Laut Liv bringt es in Größe S ohne Pedale 11,5 Kilo auf die Waage. Eine echte Rennfeile also und damit ging es nun auf Sedonas „The Chuckwagon“-Trail. Der Pfad führt im Auf und Ab durch die roten Felsen von Arizona. Der Untergrund wechselt von sandig bis felsig. Auf stufendurchsetzte Rampen bergauf folgen schnelle Kurvenkombinationen bergab – in welchen auch mal lockerer Sand oder loses Geröll lauern können.

Das Liv Pique Advanced 2 rollt mit Rock Shox-Fahrwerk, Sram GX 11fach-Antrieb und etwas günstigeren Anbauteilen zum Händler. 12,5 Kilo, 2999 Euro.
Viel Zeit zum Einrollen bleibt auf dem Chuckwagon-Trail nicht. Gleich zu Beginn wartet die erste Rampe, die mit Gehweg-hohen Kanten durchsetzt ist. Sattelstütze leicht versenken und mit Schwung in den Anstieg. Kleinere Kanten bügelt die Gabel weg, größere lassen sich dank des steilen Lenkwinkels blitzschnell umschiffen. Das Bike folgt den kleinsten Lenkanweisungen. Das spürt man vorallem in den Bergabpassagen. So lang man seinen Schwerpunkt mittig auf dem Bike hält und ihm dabei aktiv die Sporen gibt, macht das Pique genau das, was man ihm sagt. Eigentlich steif und effizient wie ein Hardtail, nur dass die Schläge in den Felspassagen durch die Federung deutlich sanfter ausfallen und die Traktion bergauf entsprechend besser ist.
Nur antriebslose Fahrerinnen mag das Pique nicht so gern. Vom Jetlag geplagt ließen meine Kräfte am Ende der Runde etwas nach und ohne aktive Führung mag auch ein aggressives Cross Country-Bike nicht in der Spur bleiben. Der 70 Grad steile Lenkwinkel wirkt dann nicht mehr agil, sondern eher nervös und unruhig. Insgesamt ein Bike, mit dem man in langen Anstiegen oder beim Marathon sicher viel Freude hat und für mittelschwere Trails bestens gerüstet ist.
Das Liv Hail kommt fürs Intrigue
160 Millimeter statt 140 – das ist eine Ansage. Mit dem Hail kommt ein echtes Enduro-MTB für Frauen auf den Markt. Umlenkhebel und Maestro-Hinterbau entsprechen dem des Pique. Auch hier soll die Tretenergie effektiv in Vortrieb umgewandelt und der Federweg voll ausgenutzt werden. Die Rock Shox Lyrik RCT3 lässt sich auf 130 Millimeter absenken, was gerade in steileren Rampen von Vorteil ist.
Details/Ausstattung Liv Hail Advanced 0
Rahmen: Carbon/Alu
Größen: XS, S, M, L
Gabel: Rock Shox Lyrik RCT3 Dual Position, 130-160 mm Federweg
Dämpfer: Rock Shox Deluxe RC3, 160 mm Federweg
Schaltung: 1x12 Sram Eagle X01
Bremse: Sram Guide Ultimate Carbon, 180er-Scheiben
Laufräder: 27,5''/Carbon-Felgen
Nabe: Boost Hub Spacing
Lenker: 800 mm/Carbon
Preis: 6999 Euro
Auch das Hail kommt in zwei Carbon- und zwei Alu-Versionen. Los geht's ab 3199 Euro.

Unter dem trendigen tarnfarbenen Kleid mit orangenen Akzenten steckt das 4999,90 Euro teure Liv Hail Advanced 1. Das günstigste Enduro mit Carbon-Rahmen bei Liv.
Erste Testfahrt mit dem Liv Hail Advanced 0
Draufsetzen und sofort wohlfühlen. Zu meiner Körpergröße von 1,71 Meter passt der M-Rahmen perfekt. Der breite Lenker samt kurzem Vorbau und einem flacheren Lenkwinkel von 66 Grad verströmen sofort Sicherheit und Vertrauen. Die Testfahrt startet ebenfalls auf dem The Chuckwagon-Trail, mit eben dieser Gehweg-Kanten-Rampe. Mit dem Hail kann man auch auf die höchsten Kanten draufhalten – was bei 160 Millimeter-Federweg natürlich weniger überrascht als der Umstand, dass dieses Bike auch leichtfüßig bergauf klettert. Auch auf längeren Anstiegen war kein lästiges Wippen zu spüren, daher blieb der Dämpfer bei mir auch die ganze Trailrunde über offen. Gern angenommen habe ich dagegen die verstellbare Gabel, als es länger steil bergauf ging.

Dank der absenkbaren Gabel im Liv Hail verlieren auch steile Rampen ihren Schrecken.
Obwohl ein 66er-Lenkwinkel für ein Enduro-MTB wie das Liv Hail noch relativ steil ist, hat er mir an diesem Bike sehr gut gefallen. Er macht das Bike gerade in eng gesteckten Kurven wendig. Dank des hohen Tretlagers saß das Bike auch in verblockten Passagen nie auf. Nachteil des höheren Schwerpunktes ist allerdings, dass man in schnellen Kurven etwas mehr Anpressdruck geben muss. Insgesamt ist das Bike optimal für Frauen, die sich auch in felsigeren Abfahrten bewegen, bergauf aber nicht an Performance einbüßen wollen.
Weitere Infos gibt's beim Hersteller Giant >>
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